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Mit dem riesigen ATLAS-Detektor (A Toroidal Lhc ApparatuS) am Kernforschungszentrum CERN wurde dem flüchtigen Higgs-Teilchen hinterher gespürt. Die Belege, dass das, was entdeckt wurde, tatsächlich dieses Higgs-Boson ist, mehren sich.

Foto: CERN/dapd

Genf - Je mehr Messdaten die Physiker analysieren, umso klarer wird das Bild: Seit die Forscher am Kernforschungszentrum CERN im Juli vergangenen Jahres die Entdeckung eines bis dahin unbekannten Teilchens verkündeten, deutet immer mehr darauf hin, dass es sich tatsächlich um das Higgs-Boson handelt. Mittlerweile glauben die Wissenschafter, dass bald auch die letzten Zweifel ausgeräumt sind. "Das neue Teilchen sieht mehr und mehr aus wie ein Higgs-Teilchen", teilte das CERN am Donnerstag in Genf mit.

Trotzdem wollen sich die Physiker noch nicht endgültig festlegen: Es sei immer noch nicht endgültig bewiesen, ob es sich tatsächlich um das im Standardmodell der Materie vorhergesagte Higgs-Teilchen handlen könnte, oder ein um anderes, räumten die Teams der CERN-Forschungsprojekte Atlas und CMS ein. "Die Antwort auf die Frage wird noch Zeit brauchen." 

Zusätzliche Messwerte

Die neuen Messdaten bekräftigen Ergebnisse vom vergangenen Juli. Damals sagten die CERN-Wissenschafter nach Experimenten im 27 Kilometer langen Ringtunnel des Teilchenbeschleunigers LHC (Large Hadron Collider), dass sie das gesuchte Higgs-Teilchen höchstwahrscheinlich gefunden haben. Bei neuen Messungen nutzten die Wissenschafter zusätzliche Messwerte. "Diese, kombiniert mit den gemessenen Interaktionen des neuen Partikels mit anderen Partikeln, deuten stark darauf hin, dass es sich um ein Higgs-Teilchen handelt", erläuterten die Wissenschafter.

CMS-Sprecher Joe Incandela zeigte sich überzeugt: "Für mich ist es klar, dass wir es mit dem Higgs-Boson zu tun haben, obwohl wir weiterhin einen langen Weg vor uns haben, bis wir wissen, welche Art von Higgs-Boson es ist."

Spinloses Teilchen

"Wir können uns jetzt ziemlich sicher sein, dass wir ein Higgs-Teilchen haben", meinte auch Teilchenphysikdirektor Joachim Mnich vom Beschleunigerzentrum Desy in Hamburg. Auf das Higgs-Teilchen weise eine Entdeckung zum sogenannten Spin hin, der oft mit der Eigendrehung eines Teilchens verglichen wird. "Die herausragende Eigenschaft eines Higgs-Bosons ist, dass es keinen Spin hat, und die neuen Ergebnisse deuten stark darauf hin."

Um welches Higgs-Teilchen es sich handeln könnte, ist jedoch auch nach Meinung Mnichs noch unklar. "Ich bin sehr gespannt, ob es sich um das Standardmodell-Higgs handelt, oder ob es der erste experimentelle Hinweis auf eine darüberstehende Theorie ist." Unter anderem haben Physiker das Modell der Supersymmetrie entwickelt, bei dem jedes bekannte Teilchen einen Gegenpart hat. (APA/red, derStandard.at, 14.03.2013)