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Der Titel "Mag." ist bald Geschichte.

Foto: apa/Pfarrhofer

Rund 9.000 Studien, die Österreichs Studenten derzeit studieren, wird es spätestens bis zum Wintersemester 2013 in dieser Form nicht mehr geben. Sie werden demnächst auf die Bologna-Struktur umgestellt und in Bachelor- und Masterstudien umgewandelt. Wer bis zum Auslaufen der Diplomstudien nicht fertig studiert hat, muss deshalb umsteigen. Das Team Stronach und die Studierendenvertreter der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) sehen darin einen Zeit- und Geldverlust für die Studenten.

Aus einer Anfragebeantwortung an das Team Stronach von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle geht hervor, dass im Wintersemester 2012 insgesamt noch 100.350 Personen ein Diplomstudium belegt haben. Darunter sind 24.000 belegte Studien, bei denen keine neuen Studenten mehr zugelassen werden. Rund 9.000 Studien laufen bereits spätestens im Wintersemester 2013 aus, 15.000 werden zu einem späteren Zeitpunkt aufgelöst (siehe Grafik). Diese Studierenden müssen sich also beeilen, wenn sie noch einen Magistertitel bekommen wollen. Nicht auf die Bologna-Struktur umgestellt werden vorerst vor allem Medizin-, Lehramts- und Kunststudien und Rechtswissenschaften.

 

Eine Belastung sieht das Team Stronach in seiner Anfrage an Töchterle für die Studierenden, die jene Studien belegen, die noch im Jahr 2013 auslaufen. Schaffen sie ihren Abschluss bis zum Ablaufdatum des Studiums nicht, müssen sie auf ein Bachelor- oder, wenn möglich, auf ein Masterstudium umsteigen. Betroffen sind im Wintersemester 2013 laut Wissenschaftsministerium unter anderem Anglistik und Amerikanistik an der Uni Graz, Elektrotechnik-Toningenieur an der Universität für Musik und darstellende Kunst, Philosophie an der Universität Salzburg und Biologie an der Uni Wien.

Da die Universitäten für die Umstellung von Diplomstudien auf das Bologna-System selbst verantwortlich sind, gibt es keine zentrale Liste mit allen 2013 auslaufenden Studien. Wissenschaftsminister Töchterle listet in seiner Anfragebeantwortung (siehe PDF links) aber all jene Diplomstudien auf, die bereits umgestellt und 2012 ausgelaufen sind oder in den kommenden Semestern eingestellt werden. 

Team Stronach fürchtet volkswirtschaftlichen Schaden

"Studenten, denen nur noch ein oder zwei Prüfungen zur Erlangung des Magisters fehlen kann es passieren, dass sie fast von vorne anfangen und zahlreiche Prüfungen ablegen müssen", sagt Elisabeth Kaufmann-Bruckberger, Wissenschaftssprecherin des Team Stronach in einer Presseaussendung. Fehlende Durchführungsbestimmungen würden "tausenden Studenten viel Geld und Zeit Kosten", so die Abgeordnete. Zudem fürchtet sie einen volkswirtschaftlichen Schaden. Sie fordert deshalb Töchterle auf, für klare Richtlinien beim Umstieg auf die Bologna-Studienarchitektur zu sorgen.

Derzeit ist im Universitätsgesetz lediglich geregelt, dass die Übergangsfristen höchstens so lange wie die durchschnittliche Studienzeit für das Diplomstudium dauern dürfen. Die Einstellung oder Umstellung eines Diplomstudiums ist zudem nur im Wintersemester zulässig.

ÖH: "Unverständlich"

Für die ÖH ist es unverständlich, dass nicht allen Studierenden die Möglichkeit gegeben wird, ihr Diplomstudium abzuschließen. "Erstens ist es aufgrund der verlängerten Studiendauer und der fehlenden Beihilfen ein massiver finanzieller Schlag für die Betroffenen. Zweitens kostet dieses Vorgehen die Universitäten mehr als eine Verlängerung oder Aufhebung der Übergangsfristen", sagt die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Janine Wulz zu derStandard.at. Zudem sei es absurd, Studierende, denen nur noch wenige Prüfungen fehlen, ins Bachelorstudium herabzustufen.

Töchterle will keine neue Regelung

In seiner Anfragebeantwortung reagiert der Wissenschaftsminister auf die Kritik gelassen. Dem Ministerium sei bekannt, dass die Universitäten die Übergangsfristen für die Studierenden immer wieder verlängern, um Härtefälle zu vermeiden. Eine Regelung, wonach alle Studierenden ihr Diplomstudium abschließen können, lehnt er ab. "Eine unbeschränkte Verlängerung ist weder aus finanzieller noch aus inhaltlicher Sicht anzustreben", so Töchterle. Zudem würden die Studenten ihre Studien- und Prüfungsleistungen aus dem Diplomstudium nicht verlieren, da diese von der Universität auch bei einem Wechsel zu einem Bachelor- oder Masterstudium anerkannt würden.

Das Wissenschaftsministerium verweist in einer Stellungnahme gegenüber derStandard.at zudem darauf, dass die Anerkennung von Studien in der Verantwortung der Universitäten liegen. Bei Problemen könnten sich Studierende aber an die Ombudsstelle des Ministeriums wenden. (Lisa Aigner, derStandard.at, 20.3.2013)