Bild nicht mehr verfügbar.

Android-Fans müssen sich nicht fürchten: Das Betriebssystem bleibt - womöglich aber unter dem Namen "Google"

Foto: apa

Googles langjähriger Android-Chef Andy Rubin hat "die Zügel aus der Hand" gelassen, so Google-Chef Larry Page in einem Blogeintrag am Mittwoch. Was Rubin nach seinem Abgang konkret machen wird, wird vorerst nicht verraten. Rubin soll, so Google, "ein neues Kapitel" im Unternehmen aufschlagen.

Änderung der Unternehmensstruktur

Wie Wired schreibt, spekulieren Brancheninsider mittlerweile über Rubins Abgang und Googles Absichten. Wenn auch noch nicht bekannt ist, ob Rubin das Feld räumen musste oder freiwillig ging, wird bereits gemunkelt, dass es dem  Unternehmen weniger um Rubin selbst gehe, als vielmehr um die Verengung beziehungsweise Zusammenführung der Unternehmensstruktur und der Führung.

Das "L Team"

Schon beim Abgang von Marissa Mayer vermutete man, dass der Zirkel der zusammengeschweißten Führungskräfte immer enger wird. So habe Larry Page Mayer, nachdem er CEO geworden ist, aus dem "inneren Kreis" verbannt, der intern als das "L team" bezeichnet wird.

Verschmelzung

Für Außenstehende sieht es im Moment so aus, als wäre Rubin dasselbe widerfahren. Sein Nachfolger und Chrome-OS-Chefentwickler Sundar Pichai, der immer noch zum engen Kreis von Page gehören soll, soll jetzt das Android-Ruder an sich nehmen. Rubin als auch Pichai sollen in interne politischen Machtkämpfe um Android und Chrome OS verwickelt gewesen sein. Nicht zuletzt, weil jeder verschiedene Ansichten über die Zukunft beider Betriebssysteme hatte. Während Android auf immer größere Geräte gebracht wurde, wurden Chrome-OS-Geräte mit der Zeit immer kleiner. Eine Verschmelzung beider Systeme wäre also irgendwann durchaus denkbar.

Höhere Anforderungen

Das "alte Google", so Wired, hätte beiden Systemen freien Lauf und Freiheit bei der Entwicklung gelassen. Das "neue Google" unter Larry Page soll sich aber dezidiert auf bestimmte Produkte konzentrieren und fokussieren. So wurden unter Pages "Fokus-Politk" die Spielräume von Google-Mitarbeitern deutlich eingeschränkt: Nach dem Einstampfen der Google Labs wurden auch die Anforderungen für die ehemals "freien 20 Prozent Experimentierzeit" bei Google deutlich erhöht.

Spekulationen

Auch, wenn der Schritt einer Verschmelzung durchaus plausibel und nachvollziehbar klingt, würde man sich fragen, warum der Chef des erfolgreicheren und vielversprechenden Betriebssystems das Handtuch geworfen hat. Ob sich Rubin zu dem Schritt selber entschieden hat, ist nicht bekannt. Einigen Spekulationen zufolge soll er sich dem Glass-Projekt anschließen. Der Hinweis in Pages Blogbeitrag "Andy, mehr Mondflüge bitte!" könnte auch ein geheimer beziehungsweise versteckter Hinweis auf seinen weiteren Weg sein, den Google noch nicht preisgeben will.

Android als Marke

Bereits Anfang März hat ReadWrite-Autor Matt Asay in seinem Artikel "Android is dead - long live Google" geschrieben, dass Android als Marke sterben könnte. Nicht, weil man das Betriebssystem etwa loswerden möchte, sondern weil man versucht, alles unter eine Marke namens "Google" zu bringen. Das könnte vor allem daran liegen, dass Google die Abgrenzung diverser Smartphone-Hersteller zu Android und deren eigene Versionen davon nicht mehr gut heißt. Android gehe dabei zu sehr unter.

Alles unter einem Hut

Fabrizio Capobianco etwa meint, dass unter anderem Samsungs Galaxy-Marke dazu geführt habe, Android weniger relevant erscheinen zu lassen. Android sei "unsichtbar" geworden. Bei neuen Geräten wie dem HTC One oder den Samsung-Flaggschiffen würde man das Wort "Android" noch kaum irgendwo finden. Auch, wenn das Betriebssystem dominant auf dem weltweiten Markt ist, scheint Google wieder präsenter sein zu wollen, so Capobianco. Die beiden Marken "Google" und "Android" würden Konsumenten verwirren. Er glaubt, dass eine starke dominante Marke das ändern könnte, denn für die Marke Android würden sich nur noch Entwickler interessieren. Mit Apple sei es nichts anderes: Der Otto Normalverbraucher kennt ein iPhone und ein iPad, aber "iOS" sei für den durchschnittlichen User kein Begriff. Und genau das wolle Google jetzt erreichen.

Too big to fail

Nicht zuletzt weist Capobianco darauf hin, dass Google auch in der Öffentlichkeit immer weniger mit "Android" präsent ist. So hat Google dieses Jahr völlig auf einen Stand beim Mobile World Congress verzichtet, während in den Jahren davor noch groß aufgebaut wurde, um Android zu bewerben. Ob dies allein als ein Zeichen für das Verschwinden von "Android" zu werten ist, darf bezweifelt werden. Welche konkreten Absichten Google mit Personalwechsel und Verschmelzung einzelner Abteilungen anstrebt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Wie Matt Asay aber richtig anmerkt, ist Android im Moment dennoch in einer äußerst günstigen Position: Too big to fail. (iw, derStandard.at, 14.3.2013)