Phnom Penh - Einer der Angeklagten vor dem Völkermordtribunal gegen Drahtzieher des Rote-Khmer-Regimes in Kambodscha ist gestorben. Der frühere Außenminister Ieng Sary starb im Alter von 87 Jahren, wie das von den Vereinten Nationen unterstützte Sondertribunal am Donnerstag in Phnom Penh mitteilte. Ieng Sary sei am Morgen gestorben, nachdem er sich bereits seit zehn Tagen im Krankenhaus aufgehalten habe. Verdauungsprobleme hätten sein schwaches Herz zu sehr belastet, sagte sein Anwalt.

Der Verstorbene war eines Gesichter der Roten Khmer, die in den 1970er Jahren eine Gewaltherrschaft in Kambodscha aufbauten. Er musste sich vor dem Sondertribunal wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermords verantworten. Ieng Sary hatte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen.

Frau war Sozialministerin

Ieng Sary wurde als Sohn einer armen Khmer-Familie in Vietnam geboren und entwickelte sich zu einem radikalen Studenten. Er bestritt stets, von den Massenhinrichtungen unter den Roten Khmer gewusst zu haben. Seine Frau Ieng Thirith wurde ebenfalls angeklagt, sie war Sozialministerin der Roten Khmer. Wegen ihrer im vergangenen Jahr diagnostizierten Alzheimer-Erkrankung blieb ihr ein Prozess aber erspart.

Damit geht der Prozess nur noch gegen zwei Angeklagte weiter: Den früheren Staatschef Khieu Samphan (81) und den damaligen Stellvertreter von Regimechef Pol Pot, Nuon Chea (86), der auch als "Bruder Nummer Zwei" bekannt war.

Das Regime der Roten Khmer, das einen utopischen Agrarstaat schaffen wollte, wurde von "Bruder Nummer Eins" Pol Pot angeführt, der 1998 starb. Unter der Schreckensherrschaft starb fast ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung durch Hunger, Überarbeitung oder Hinrichtung. (APA, 14.3.2013)