Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/ Pfarrhofer H
Wien - Nostalgische Erinnerungen blühen, werden die großen Kinder Anfang 40 zu ihren Erlebnissen im Prater befragt: "Mit dem Kindergarten war ich dort", schwärmt ein Jungvater. Es war "toll zu spüren, wie schnell einem schlecht werden kann", erinnert sich Daniel an sein Dasein als Rakete. Michael flippert dort noch immer. "Der Prater war immer der Höhepunkt des Sommers", sagt die jüngere Nina. Aber heute? "Ich weiß nicht, die Leute und die Atmosphäre, das ist alles nicht sehr ansprechend."

Leute bleiben aus

Dass die Leute zum Teil ausbleiben, hat für die Besitzerin einer Geisterbahn einen Grund: keine Straßen, keine Parkplätze. "Wir leben auch viel von Leuten, die von außerhalb kommen." Die würden mit Kind und Hund anreisen. Man brauche eine bessere Infrastruktur. Bei dem Thema hakt auch Hubert Pichler, Präsident des Praterverbandes, ein: "Das ist die Schwachstelle der Stadtverwaltung", beklagt er "stinkende Kanäle und fehlende Toiletten".

Messe, Spaß, Sport

Auf dem Areal soll sich aber ohnehin so ziemlich alles ändern. Im Sog der so eben begonnenen U2-Verlängerung stadtauswärts Richtung Aspang wird das Pratergelände einer Runderneuerung unterzogen. Schließlich sollen die rund zwei Millionen Besucher, die jährlich ihre Runden mit dem Riesenrad drehen, auch ein gutes Unterhaltungs- und Messeangebot vorfinden. Über drei U-Bahn-Stationen werden sie dieses ab 2008, hoffentlich rechtzeitig zum Beginn der Fußball-EM, erreichen können.

Messe mehr Sorgen denn Gewinn

Die Neugestaltung der Messe Wien ist vordergründig bereits glatt vonstatten gegangen. Ein großer Ärztekongress kann schon bald stattfinden, erst vor wenigen Tagen ist ein neues Wahrzeichen installiert worden: Der "Spitz" wurde auf das Dach des Messehotels gehievt. In den vergangenen Jahren hat die Messe mehr Sorgen denn Gewinn gebracht: Die Hallen waren veraltet, Besucher und Aussteller blieben aus. Mit dem Neubau um 192 Millionen Euro und dem U-Bahn-Anschluss soll Wien zur gefragten Messestadt Europas werden, hoffen die Betreiber. Für das Gelände zwischen Trabrenn- und Messestraße muss eine Nachnutzung gefunden werden, 2004 wird darüber verhandelt.

Freudenau und Wurstlprater

Noch schwieriger wird es, die Freudenau und den Wurstlprater vom U-Bahn-Bau profitieren zu lassen. Die Erwartung, dass dann mehr Gäste auch dorthin kommen, teilen alle Beteiligten. Was sie aber dort vorfinden sollen, darüber gehen die Meinungen auseinander. In der Freudenau - die Galopperbahn ist in Privatbesitz - ist nach Abzug der Pferde in Frank Stronachs Ebreichsdorfer Sportpark der Betrieb endgültig vorbei. Was dort passiert, ist offen.

Bleibt noch der nostalgische Wurstlprater, für den der Franzose Emmanuel Mongon die nächsten neun Monate Zeit hat, ein Themenparkkonzept auszuarbeiten. Kritiker warnen vor der "Disneylandisierung". Wichtig ist jedenfalls der Eingang zum Prater, wenn man vom Praterstern kommt: Hinter der dortigen Tankstelle (sie soll wegkommen, dem Vernehmen nach wurden Bestandsverträge aber erneuert) vermutet niemand Ringelspiel und Flipperautomat.

Derzeit führt Mongon mit Standlern Gespräche und hat angekündigt: Nach drei Jahren Arbeit werde er dem Prater ein Besucherplus hinterlassen. (Andrea Waldbrunner, DER STANDARD Printausgabe 17.7.2003)