Berlin/Rom - Der Konjunkturchef des Münchner Info-Instituts, Kai Carstensen, hält einen Euro-Austritt Italiens für möglich. "Wir kommen dem Punkt näher, an dem sich große Teile der Bevölkerungen in den Krisenländern vom Euro abwenden", sagte Carstensen dem "Handelsblatt". Hintergrund sei der Wunsch, die "Anpassungslasten" zu vermeiden, die in den Ländern mit einer Abwertung von Löhnen und Preisen einhergingen. Die Alternative sei eine externe Währung über den Wechselkurs, wie es Italien früher mit der Lira gemacht habe. Daher hätte ein Euro-Austritt Italiens "eine gewisse Logik", sagte Carstensen.

Grillo nicht mundfaul

Nach Ansicht des italienischen Protestpolitikers Beppe Grillo ist der Ausstieg aus der Gemeinschaftswährung bereits ausgemachte Sache. "De facto ist Italien doch schon aus dem Euro raus", sagte der Chef der Partei Fünf Sterne dem "Handelsblatt". Die nordeuropäischen Staaten würden das Land nur so lange halten, "bis sie die Investitionen ihrer Banken in italienische Staatsanleihen wieder reingeholt haben. Dann werden sie uns fallen lassen wie eine heiße Kartoffel." Grillos Bewegung hatte bei der Parlamentswahl in Italien Ende Februar überraschend ein Viertel der Stimmen geholt.

Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, warf Grillo vor, den Euro als "Sündenbock" für die Probleme seines Landes zu benutzen. Einen Austritt aus der Gemeinschaftswährung hält er für sehr problematisch: Jede Verkleinerung der Eurozone würde "der Glaubwürdigkeit der Währung einen sehr schweren Schlag versetzen", sagte Kater dem "Handelsblatt ". (APA, 13.3.2013)