Wien - Kaum ein Jahr nach dem Führungswechsel rüstet das Institut für Höhere Studien (IHS) auf. IHS-Chef Christian Keuschnigg, zugleich Ökonomie-Professor in St. Gallen, soll zwar keinen kaufmännischen Leiter zur Seite gestellt bekommen, wie es in gut informierten Kreisen heißt, aber administrative Unterstützung.

Die Rede ist von einer Stabsstelle für betriebswirtschaftliche Agenden des mit 120 wissenschaftlichen Angestellten nicht ganz kleinen außeruniversitären Lehr- und Forschungsinstituts. Die angedachte personelle Aufrüstung sorgt im Haus in der Wiener Stumpergasse prompt für Unruhe. "Wir wollen sicher keinen neuen Direktor oder Vizedirektor", stellt der Präsident des IHS-Kuratoriums, Heinrich Neisser, auf Standard-Anfrage klar. Die Verantwortungsstruktur bleibe gleich, auch an der IHS-Spitze. In welcher Form der im Vorjahr engagierte IHS-Direktor unterstützt werden soll, stehe hingegen noch nicht fest. "Wir debattieren darüber", sagt Neisser, der Buchhaltung, Budgetabteilung und Koordinationsaufgaben als Tätigkeitsfelder nennt. Das sei "sachlich notwendig und auch grundvernünftig". Eine Arbeitsplatzbeschreibung soll Keuschnigg bis Mai vorlegen, der Beschluss zur Umsetzung könnte in der Kuratoriumssitzung im Juni fallen.

Irritiert

Keuschnigg reagiert auf die Frage nach neuem "Staff" hörbar irritiert. Es stehe nicht fest, ob und in welcher Form Unterstützung für die Direktion eingerichtet werde. Betriebswirtschaftliches Management sei zweifellos wichtig, aktuell sei man dabei, Prozesse in Berichtswesen, Kostenrechnung zu durchleuchten, um Doppelgleisigkeiten und Einsparungen aufzuspüren, die Effizienz zu steigern. Möglicherweise werde dafür ein Berater engagiert, schildert Keuschnigg - mit Hinweis auf neue Kosten, und die beengten finanziellen Verhältnisse des IHS.

Dass er als Teilzeit-Chef den Aufwand der IHS-Leitung unterschätzt haben könnte - Keuschnigg pendelt zwischen Wien und St. Gallen - bestreitet er. Vergleichbare deutsche Wissenschaftsinstitute hätten Geschäftsführer oder administrativen Leiter und einen Vollzeit-Direktor oder -Präsidenten. Er hingegen sei auf Teilzeit und "ich beziehe nicht das volle Gehalt, das ich in St. Gallen hatte". Zudem sei das IHS nicht nur Wirtschaftsforschungsinstitut, sondern auch ein Haus mit akademischer Lehre.

"Er hat ein neues Riesenprogramm und Sponsoren soll er auch finden", betont Neisser, der namens des Kuratoriums ebenfalls Geld für die neue Funktion im IHS aufspüren muss. (ung, DER STANDARD, 13.3.2013)