"Ich wollte immer schon mit Kindern arbeiten", sagt Jürgen Czak. Es kam dann irgendwie anders, Czak hat nach dem Studium als Journalist angeheuert und ein jährliches Fußballturnier zugunsten von Ute Bock mitorganisiert. Vor einem Jahr hat der 35-jährige Wiener mit wienerkind schließlich ein Kindermode-Label samt Shop aus dem Boden gestampft, das nachhaltige Produktion mit Urban-Arts-Designs verbindet. Nun feiert das Label seinen ersten Geburtstag - und Czak kann endlich mit Kindern arbeiten. Nicht nur mit den eigenen.

Der Kinds-Kopf

Von Dienstg bis Samstag steht Jürgen Czak in seinem Laden, nebenbei macht er eine Ausbidlung zum Kinder- und Jugendfreizeitpädagogen und veranstaltet eine Kinderdisco in der Wiener Pratersauna. "Das ist nicht immer leicht", gesteht er. Die Zeit, mit seinen beiden Töchtern im Prater herumzusausen, nimmt er sich trotzdem. Das muss sein.

Foto: Claudio Farkasch

Von DSL kommt das Logo

Er wolle mit seiner Mode Street Style und nachhaltige Produktion verbinden, sagt Czak über sein Label. Man sieht dem Laden an, dass sein Hüter lange Zeit selbst in der Clubszene aktiv war: Graffitis an den Wänden, Skateboardschuhe für Kinder in den Regalen. Und das Logo von wienerkind hat DJ DSL alias Stefan Biedermann gestaltet.

Foto: Claudio Farkasch

Winke-winke für die Burschenschafter

Die Piaristengasse im achten Wiener Gemeindebezirk ist nicht gerade das, was man eine Hipster-Meile nennt. Wiens wohl meistfrequentierte Buslinie 13A fährt hier zwischen properen Biedermeier-Häuschen und Burschenschafter-Buden durch. Jürgen Czak fühlt sich hier trotzdem wohl. Er sei als wohlbehütetes Wiener Arbeiterkind in einem bürgerlichen Bezirk aufgewachsen. "Und jetzt bin ich halt wieder im Bürgerbezirk. Den Burschenschaftern von gegenüber winke ich immer ganz lieb zu."

Foto: Claudio Farkasch

Eine Frage der Wertschätzung

Die meisten Kindermodelabels, die es im Laden gibt, hat Czak als Erster nach Wien gebracht. "Nachhaltige und schöne Kindermode zu machen hat mit Wertschätzung gegenüber den Kindern zu tun", sagt er. Schließlich seien Kinder vollwertige Menschen, nur halt etwas kleiner. "Warum sollten für sie andere Regeln gelten, wenn es um Kleidung geht? Bei Erwachsenen fragt schließlich auch keiner, ob Mode nicht unnötiger Luxus ist."

Foto: Claudio Farkasch

Do it yourself

Etwa die Hälfte der Kindermode im Geschäft stammt vom eigenen Label, erzählt Czak. Die Textilien sind zu 100 Prozent aus Biobaumwolle aus Marokko, klimaneutral produziert, Fairtrade und handbedruckt. Letzteres von Freunden in Niederösterreich. Do it yourself quasi. Fast alle Motive von wienerkind haben Künstlerinnen und Künstlern der Urban-Arts-Szene entworfen.

Foto: Claudio Farkasch

Stolze Töchter

Die zugekaufte Mode stammt von Labels wie New Generals, Paul Frank, Protest Boardwear, Supra, Green Astronaut aus München und FC St. Pauli. Jürgens ältere Tochter Paula trägt gerne Kleidung des Mädchenlabels NONO, die es ebenfalls hier gibt. "Sie ist dann nicht direkt stolz", erzählt Czak. "Aber sie freut sich, wenn sie etwas anhat, was vom Papa aus dem Geschäft stammt."

Foto: Claudio Farkasch

Wienerkind für die Großen

Ob der Shop oder das Label vorher als Idee da war, kann Jürgen Czak nicht mehr sagen. "Die Sachen mit dem Logo werden jedenfalls mehr und mehr von Erwachsenen gekauft." Die Hoodies und T-Shirts von wienerkind mit dem an Run DMC gemahnenden vokalfreien Logo wurden schon in diversen Clubs gesichtet. Dieser Tage werden die Truckercaps aus der Reihe präsentiert. In Groß und in Klein.

Foto: Wienerkind

Am 27. März feiert das Label seinen ersten Geburtstag. Ab 11 Uhr warten Snacks und allerlei Aktionen auf die Kinder und ihre Eltern, ab 15 Uhr eine professionelle Face-Painterin. (red, derStandard.at, 19.3.2013)

Info

wienerkind
Piaristengasse 10
1080 Wien
Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr

Foto: Claudio Farkasch