Der neue Papst kann auf eine beeindruckende Flotte an Repräsentationslimousinen zurückgreifen. Vom E-Mobil bis zum Über-Benz ist an Mobilität kein Mangel. Derlei hat im Vatikan Tradition

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Jorge Bergoglio, bis vor kurzem Kardinal in Buenos Aires und nun Papst Franziskus, gilt als besonders volksnah. Repräsentativer Tand ist nicht die Sache des bodenständigen Jesuiten mit dem Franz-von-Assisi-Faible. So besitzt er keinen Dienstwagen, den Weg zur Arbeit oder zu seinen Schäfchen bestritt der Gottesmann meist per Bus oder U-Bahn. Eine Gewohnheit, mit der der Neo-Pontifex in Zukunft wohl brechen muss. Schwer vorstellbar, dass das Kirchenoberhaupt - so er einmal Österreich visitiert - mit der Buslinie 20B zur Messe auf der Wiener Papstwiese anreist. Bergoglio kann auf einen üppig ausgestatteten Fuhrpark zurückgreifen. Vom E-Mobil bis zum Stretch-Lancia wird im Vatikan einiges geboten. Zudem übergibt der Vorgänger eine nagelneue Flotte.

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Im September vergangenen Jahres stellte sich Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn mit einem Kangoo Maxi Z.E. bei Benedikt XVI. (2005-2013) ein. Das Elektro-Gefährt hat 60 PS und bietet alles, um kurze Ausfahrten und mobile Segnungs-Maßnahmen würdig zu bewältigen (komfortable Einzelsitze hinten, ausfahrbare Trittstufen, Großschiebedach). Ein zweiter E-Kangoo steht im Dienst der Gendarmerie des Vatikans.

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Im Dezember machte dann Daimler-Chef Dieter Zetsche mit der neuesten Ausgabe des klassischen Papamobils, einer Mercedes M-Klasse, seine Aufwartung. Der diamantweiße Geländewagen mit dem einprägsamen Kfz-Kennzeichen SCV 1 (Stato della Città del Vaticano) garantiert üppige Platzverhältnisse für den Fond-Passagier (ein Thron) sowie eine elektrifizierte Zustiegstreppe. Die verbauten Sicherheitsmaßnahmen sind so enorm wie geheim. Angeblich wiegt der Wagen fünf Tonnen und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.

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Der Klassiker unter den Papamobilen: Der Mercedes 230 G. Anfang der 1980er suchte man nach einer Möglichkeit, auch unbefestigtes Gelände (samt Menschenmenge) zu segnen. Stuttgart lieferte den Offroader des Hauses samt charakteristischem Kunststoff-Dom. Eine leistungsstarke Klimaanlage ließ Schweiß unter der Soutane keine Chance. Scheinwerfer besorgten die jeweils passende Ambiente-Beleuchtung. Der Boden im Fond wurde um 40 Zentimeter erhöht, die Federung gesoftet. Nicht unwesentliches Kuriosum: Während des Papst-Besuchs in Österreich im Jahr 1983 wurde der Mercedes-Stern gegen das Puch-Logo ausgetauscht. Schlaue Idee vom Menschenfischer.

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Die Beziehung zwischen Mercedes und dem Pontifex maximus begann im Jahr 1930 mit dem "Rom-Wagen", einem aufwendig umgebauten Typ Nürburg 460. Zu den exaltierten Ausstattungs-Features zählten mit Luftkissen gepolsterte Sitze, der Papst-Thron im Fond war mit feinstem Seidenbrokat überzogen. Den Dachhimmel zierte eine kunstvolle Paramentenstickerei, die den Heiligen Geist (andere mögen sagen: eine Taube) darstellte.

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Eine Art frühe Bordelektronik gab es auch: Per Knopfdruck konnte der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden seinem Chauffeur Anweisungen zu Route, Tempo und Fahrziel geben.

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Beim Mann hinterm Volant kamen die Botschaften via Lichtsignal an. Abnehmer Pius XI. (1922-1939) genoss nach der Fahrzeugübergabe sogleich eine längere Spazierfahrt durch die Vatikan-Gärten. Der Nürburg kam nach Ende seiner Amtszeit in ein Museum und wurde 1983 von Mercedes restauriert. Seitdem schmückt der Wagen das "Museo delle Carrozze" des Kirchenstaats.

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1960 gab's für den Fuhrpark des Pontifex wieder Neuware aus Stuttgart: Einen Mercedes 300 d Landaulet (W 189). Erstbesitzer war Papst Johannes XXIII. (1958-1963), der sich hier Richtung Quirinal, konkret zum italienischen Staatspräsidenten, aufmacht. Das "d" verweist übrigens nicht auf einen Dieselmotor, sondern auf die Evolutionsstufe.

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Der "Konzils-Papst" bahnt sich seinen Weg durch allerlei Gläubige. Sein Untersatz war - in der Zivilausführung - auch bei irdischen Herrschern und Showgrößen beliebt. Schwedens König Gustav VI. Adolf, aber auch die Schauspieler Gary Cooper, Errol Flynn und Fernandel fuhren die Limousine. Zum Offenen griffen die US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower und John F. Kennedy.

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Johannes' Nachfolger Paul VI. (1963-1978) im 300 d Landaulet nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land. Im Jänner 1964 hatte sich der Pontifex zu dieser Reise aufgemacht - immerhin das erste Mal seit 150 Jahren, dass ein Papst italienischen Boden verließ.

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1965 hatte der 300 d ausgedient, als Ersatz lieferte Stuttgart das Maximalmögliche an Luxus und Außenwirkung: Ein 600er Pullman Landaulet. Per großzügigen Umbauten wurde der Repräsentationswagen an die Bedürfnisse des Cliente numero uno angepasst. Der ab 1964 ausgelieferte Über-Benz gilt gemeinhin als der Klassiker unter den Staats- und Potentatenkarossen.

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Für Papst Paul VI. wurden die Fondtüren verbreitert, das Dach um sieben Zentimeter angehoben. Der Kardantunnel wurde unter einer - bis auf die Fußablage - planen Fläche versteckt. Zudem gab es eine Klimaanlage, Gegensprecheinrichtung und verschiebbare Einzelsessel. Die gewünschte Werbebotschaft des Heiligen Vaters gab's natürlich auch: "Der Name Mercedes ist zu einem Begriff geworden in der ganzen Welt für deutschen Fleiß und deutsche Tüchtigkeit. Darum wissen Wir Ihre heutige Gabe um so mehr zu schätzen", lobpreiste der Religionsführer.

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Auch nicht schlecht: Der Arbeitsplatz des Chauffeurs. Alternativ fuhr der Papst seit 1966 in einem weniger opulenten 300 SEL Landaulet aus. Der Alltagswagen sozusagen.

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Unmittelbar nach seiner Wahl zum neuen Pontifex durfte Johannes Paul II. den 300er am Petersplatz ausführen.

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Für kleinere Ausfahrten im Vatikan nutzte der polnische Oberhirte einen umgebauten Fiat Campagnola. Das Thema Sicherheit beschränkte sich im Wesentlichen auf einen Haltegriff.

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Eine Nachlässigkeit, die sich am 13. Mai 1981 rächen sollte. Zwei Pistolenschüsse streckten den prominenten Passagier nieder, der nur knapp überlebte. Danach wurde das Thema Insassensicherheit im Vatikan großgeschrieben. Der 300 SEL wurde per schnellem Eingriff mit einer Panzerung versehen. 1982 kam der gepanzerte 230 G.

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Richtig ernst nahm die Sicherheitsfrage die umgebaute Mercedes S-Klasse W 126 von 1985. Kurz zuvor hatte der Vatikan das 600er Pullman Landaulet retourniert, das seitdem die Classic-Abteilung des Hauses schmückt. Der Neue brachte es aufgrund der zusätzlichen Sonderschutz-Ausstattung und allerlei Repräsentations-Gadgets auf ein zulässiges Gesamtgewicht von über drei Tonnen. Raffiniert: Hinter dem Beifahrersitz befand sich eine kleine Plattform, mit der sich der Oberhirte in Huldigungssituationen etwas höher gen Himmel liften lassen konnte.

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1997 kam der "Helmut Kohl" gerufene Feistling W 140 im Vatikan an. Die Basis bildete ein S 500 in der Langversion. Die Stuttgarter choppten den hinteren Teil des Daches und bauten ein hydraulisch betriebenes Verdeck ein, im Fond rahmten zwei Notsitze den mobilisierten Heiligen Stuhl, der sich im Bedarfsfall um 50 Zentimeter ausfahren ließ. Klerikalen Chic versprach eine in der Täfelung zur Fahrer-Trennwand applizierte Ikone der heiligen Maria. Ab 2002 feierte die SUV-Idee im Kirchenstaat ein Comeback: Der Papst stieg auf einen ML 430 um.

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In den Nullerjahren bediente sich der Heilige Vater nach jahrzehntelanger Pause wieder bei Lancia. Johannes Paul II. ließ sich für den Alltagseinsatz einen Thesis umbauen, der Stretch-Italiener stand auch in Diensten von Benedikt XVI.

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2007 wünschte der Bayer ein neues Fahrzeug für den "Einsatz bei freundlichem Wetter". Mercedes war so freundlich und lieferte einen G 500 mit umklappbarer Frontscheibe und Haltebügeln, der fortan den Fiat Campagnola ersetzte. Die Lackfarbe des Papamobils hört übrigens auf den schönen Namen Mystikweiß.

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Auf Reisen setzte Seine Heiligkeit immer wieder auf regionale Ware, darunter einen putzigen Seat Marbella, mit dem Johannes Paul II. 1982 zur Messe im Stadion des FC Barcelona chauffiert wurde. Beim Papst-Besuch in Mexiko vor knapp einem Jahr kam dieser umgebaute Chevy Pickup-Truck zum Einsatz.

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Eher sportlich gab sich Karol Wojtyła während seines Besuchs bei den Würdenträgern einer anderen Weltreligion, die in einem italienischen Städtchen namens Maranello eine erfolgreiche Pilgerstätte betreiben: Ferrari.

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Am Sommersitz des Papstes in Castel Gandolfo. Vorne: Ein Elektro-Hilfsmobil für die kurzen Wege. Hinten: Eine Agusta Sikorsky AS61 der italienischen Luftwaffe, die für den Religionsführer mehrere Luft-Taxis stellt. Die Agusta ist der klassische "Vaticopter".

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Auch abseits seiner Repräsentations-Flotte gab Bendedikt XVI. einen aufmerksamen Fuhrpark-Manager des Vatikans: Die Feuerwehr des Kirchenstaates ist dank mehrerer Fahrzeugspenden auf dem letzten Stand. Ganz anders als die öffentlichen Verkehrsmittel in Rom - das nur als Tipp, Papst Franziskus. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 14.3.2013)

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