Wien - Der heimische Automarkt ist nach einem Minus im Vorjahresvergleich von knapp 12 Prozent im Februar in Österreich in den ersten zehn März-Tagen gleich um 23 Prozent eingebrochen. Das bestätigte der Wiener Gremialobmann Fahrzeughandel in der Wirtschaftskammer Wien, Burkhard Ernst. Ein solches Minus habe er in den vergangenen 40 Jahren nicht gesehen - und das "trotz derzeitiger 'Aktionitis'; die möglichen Auto-Rabatte in Österreich sind auf sehr hohem Niveau", sagte Ernst. Das Minus von 23 Prozent sei "ein Wert, der an Griechenland erinnert".

Die Aktionen würden sich selbst bereits "ad absurdum" führen, so Ernst. Es gebe so viele auch kurzfristige neue Aktionen von den Konzernen, "das diese gar nicht mehr auflistbar sind - das geht einher mit den miserablen Verkaufszahlen". Es herrsche eine "extrem steigende Kaufzurückhaltung. Die Konsumenten sind wegen der europäischen politischen Lage verunsichert, behalten lieber einen Notgroschen, anstatt diesen auszugeben."

Die Zurückhaltung sei nicht nur für die Händler fatal, sondern aus Sicht Ernsts für die gesamte Volkswirtschaft. Er erinnerte daran, dass die Autobranche ein echter Wirtschaftsmotor sei, der 10 Prozent des heimischen BIPs ausmache und direkt und indirekt jeden achten Job in Österreich sichere. "Für Österreich eine ganz schlechte Situation, im europäischen Kontext schlichtweg ein Fiasko", sagte Ernst.

Im Nachbarland Deutschland gibt es derzeit im Durchschnitt die meisten Rabattaktionen im Fahrzeughandel seit sieben Jahren, berichteten Medien über eine Studie des Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen. Für die 30 beliebtesten Modelle gibt es durchschnittliche Nachlässe von 17,6 Prozent.

Händlerspanne

Eine solche wissenschaftliche Erhebung gibt es in Österreich nicht. Ernst meinte darauf angesprochen, die durchschnittliche Händlerspanne liege in Österreich zwischen 6 und 12 Prozent, die Importeurspanne bei 2 bis 3 Prozent. "Da kann man sich vorstellen, was ein 20-Prozent-Rabatt bedeutet", so Ernst. Ein Fünftel weniger für ein Auto zu bezahlen, als am Preiszettel steht, soll aber sehr wohl öfters vorkommen in Österreich. "Sagen wir eine Käuferin hat beim letzten Kauf 20 Prozent bekommen - glauben Sie, sie würde sich bei einem neuen Kauf mit 5 Prozent begnügen?", fragte Ernst rhetorisch. "Die Leute müssen natürlich nach Aktionen fragen."

Die Tageszulassungen, die die Händler eingehen, dürften derzeit jedenfalls nahe eines Höchststandes liegen. Lagen diese im Vorjahr laut Ernst bei 22 Prozent, so seien es derzeit, "mehr, enorm viele. Da gibt es ein Gap zwischen Statistik und effektiv verkauften Autos. Nur rund 50 Prozent der Autos mit Tageszulassungen würden tatsächlich in den Verkauf gehen. "Das läuft auf eine nicht positive Situation hinaus, wenn seit Jahren auf diese Weise hypertroph gefahren wird, mit diesem Instrument", alarmierte Ernst.

"Dass es nach Menge und Art auch in Österreich immer mehr Rabattaktionen gibt, heißt nicht, dass die Rabatthöhen zunehmen", schränkte ein ÖAMTC-Sprecher ein. Tendenziell gebe umso höhere Rabatte, je mehr der Käufer auf individuelle Ansprüche verzichtet. "Für Autos, die der Händler auf Lager hat, sind tendenziell höhere Rabatte drin, als für welche, die mit individuellen Wünschen erst bestellt werden müssen."

Gute Rabatte seien abgesehen von Vorführautos, die aber nicht mehr als Neuwagen zählen, vor allem auch bei Autos mit Tageszulassung der Händler zu erzielen, sagte der Sprecher. (APA, 12.3.2013)