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DNA-Analysen führten zum Freispruch der des Mordes schuldig gesprochenen Amanda Knox: Eine Wende, die Studierende aus den USA durch ihre entgeltlose Arbeit herbeiführen konnten.

Foto: REUTERS/Giampiero Sposito

Amanda Knox: Die US-Studentin war 2009 des Mordes an ihrer WG-Mitbewohnerin Meredith Kercher schuldig gesprochen worden. Ihr Fall schien aussichtslos, bis neue DNA-Analysen zur Wiederaufnahme des Verfahrens führten, an deren Ende der Freispruch stand.

Amanda Knox ist bloß die Spitze eines Eisbergs an Gerichtsfällen, bei denen die Arbeit von Studierenden bewirkte, dass der Zweifel über die Vermutung siegt. "Innocence Project" heißt die Organisation, die mithilfe von Studierenden des US-Bundesstaats Idaho die Wende im Fall Knox brachte.

Das Projekt, an das jährlich US-weit mindestens 3000 Fälle herangetragen werden, startete 1992 in New York. Es werden laufend 6000 bis 8000 Fälle bearbeitet, teils mit Erfolg: Seit Beginn wurde die Unschuld von 300 Gefängnisinsassen bewiesen.

Dafür werden DNA-Analysen nachgeholt, die während des Prozesses nicht durchgeführt werden konnten. Die Non-Profit-Organisation ist außer in den USA mittlerweile schon in Großbritannien, Australien und Neuseeland aktiv.

Rechtsirrtümer eingestehen

Nun wird das "Innocence Project" erstmals auf das europäische Festland exportiert. Unter Leitung des Anwalts Sylvain Cormier werden Studierende der Universität Lyon III in Frankreich angeleitet, Rechtsirrtümer aufzudecken.

"Wir werden eine Bewegung für Menschenrechte", ruft Robert Schehr, Professor für Kriminologie in Arizona, vor hundert Studierenden der Universität aus und erntet tosenden Beifall. "Frankreich fällt es schwer, seine Rechtsirrtümer einzugestehen", erklärt die Jusstudentin Marie Doux. Seit 1945 gab es landesweit nur acht erfolgreiche Berufungen für Verurteilte in großen Kriminalfällen.

Dies zu ändern liegt vor allem an den involvierten Studierenden. Zur Seite stehen ihnen nur einige Freiwillige wie ehemalige Anwälte oder Polizisten. Das verspricht zeitaufwändig zu werden, denn im Unterschied zum "Innocence Project" in den USA soll in Frankreich nicht nur auf DNA-Analysen zurückgegriffen werden. Nach der Sichtung der Fälle stehen die Studierenden vor einer kleinteiligen Recherchearbeit: Berichte lesen, Tatorte inspizieren, mit Zeugen, Polizisten, Anwälten und Verurteilten sprechen.

"Der Erfolg hängt entscheidend vom Engagement der besten Studierenden ab", unterstreicht Projektleiter Sylvain Cormier. "Wir zählen auf sie." (Robert Schmidt aus Paris, DER STANDARD, 7.3.2013)