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Treuer Diener aller Coleurs im Winterpalais: Nolz.

Foto: apa/Gindl. Standard

Als gelungen kann man Wolfgang Nolz' Einstand als Kapitalmarktbeauftragter des Finanzministeriums eher nicht bezeichnen. Denn mit der geplanten Finanztransaktionssteuer und noch mehr mit der Ausdehnung der Spekulationsfrist bei Aktienkäufen auf lebenslang gilt der Steuersektionschef im Finanzministerium eher als natürlicher Feind der Börsianer denn als deren Förderer. Es könnte mehr Steuer sein als der auf 25 Prozent halbierte Steuersatz, kontert der Steuerrechtler.

Die erste Aufgabe in der neuen Funktion, die Nolz von Ex-OMV-Chef Richard Schenz übernimmt und zumindest bis August neben der Zoll- und Abgabensektion ohne Zusatzgage erledigt: die Reparatur der vor zehn Jahren mit Pomp und Trara kreierten Zukunftsvorsorge. Die ersten Verträge reifen heuer ab, und der Frust über die wohl staatlich geförderte, aber ansonsten wenig einträgliche Pensionsvorsorge ist groß. Ob das unter Finanzminister Karl-Heinz Grasser kreierte Produkt zur Förderung der Wiener Börse - Veranlagung an Exotenbörsen war Pflicht - je wieder ein Renner wird, ist zu bezweifeln.

Während es die Mehrheit der Österreicher kaum erwarten kann, in Pension zu gehen, scheint es für Nolz so etwas wie ein natürliches Recht zu geben, über seinen siebzigsten Geburtstag hinaus (der "Runde" jährt sich am Sonntag) im Winterpalais des Prinzen Eugen in der Wiener Himmelpfortgasse zu dienen. Für einen, der sich kokett als "mit dem Büro verheiratet" nennt, ist das nicht unlogisch.

Dementsprechend umfangreich ist das angehäufte Fachwissen des Beamten, der 1969 nach Studium und Präsenzdienst im Finanzamt für Meidling, Hietzing, Penzing und Liesing in die Finanzverwaltung eintrat. Seine Expertise wusste der Dauerläufer zu verwerten, er schrieb Fachbücher und wurde von Verlagen gefeiert - für Familiengründung blieb da keine Zeit. Wohl aber für Önologie - vor allem bei Roten kennt sich der Sektionschef aus.

Auch das sollte nicht von Nachteil sein. Um elf Finanzministern (sieben SPÖ, einer FPÖ, drei ÖVP) zu dienen, bedurfte es einer gewissen Wendigkeit. Die stellte die "steuerliche Hoheit" insbesondere bei Grasser unter Beweis: Auf Geheiß von dessen Kabinettschef wurde Nolz Rechnungsprüfer im berühmten "Verein zur Förderung der New Economy". Dass selbiger primär der Steuervermeidung für Grassers von der Industrie gesponserte Homepage diente, störte Nolz erst im Nachhinein. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 12.3.2013)