Mit dem Tod kann man spielen, mit dem Leben nicht: Paasilinnas bühnenadaptierter Bestseller.

Foto: Christoph Tauber

Innsbruck - "Der ärgste Feind der Finnen ist die Melancholie: Trübsal, grenzenlose Apathie, Schwermut lastet auf dem unglücklichen Volk. [...] Das finster Gemüt ist ein schlimmerer Feind als einst die Sowjetunion."

Einen derart zerrütteten Zustand der Volksseele konstatiert der finnische Erfolgsautor Arto Paasilinna in seinem Bestsellerroman Der wunderbare Massenselbstmord - derzeit ist die Theaterfassung in der Inszenierung von Torsten Schilling am Innsbrucker Westbahntheater zu sehen - und so ist Suizid für viele Finnen der einzigen Ausweg aus der Misere. Auch der gescheiterte Geschäftsmann Rellonen (Joseph Holzknecht) schreitet zur Tat.

Doch es kommt ihm der abgehalfterte Armee-Oberst Kemppainen (Hans Jürgen Bertram) in die Quere, der just im selben Stadl seinem Leben ebenfalls ein Ende setzen will. Und da man beim Selbstmord beim besten Willen kein Publikum braucht, brechen sie ihr Vorhaben vorerst ab. Bei schweißtreibender finnischer Sauna kommt ihnen die Idee, sich mit Gleichgesinnten zu organisieren und eine gemeinsame Aktion zu starten. Sie schalten eine Anzeige und sehen sich alsbald mit einer Flut von Zuschriften konfrontiert.

Regisseur Torsten Schilling gelingt mit dem Stammensemble des Westbahntheaters, das großteils aus hoch motivierten Laiendarstellern besteht, eine skurril komische Inszenierung. Profi Ute Heidorn überstrahlt mit ihrer Darstellung der stellvertretenden Schuldirektorin, die bar jeglichen Selbstwertgefühls im heulenden Elend erstarrt ist, die durchaus achtbare Leistung des Ensembles.

Sehr amüsant ist die Busfahrt der lebensmüden Truppe zum Nordkap, mit dem Ziel, sich gemeinschaftlich über die Klippen in den Tod zu stürzen. Bei so viel bissigem Humor zu einem allzu ernsten Thema kann das Happy End nicht weit sein. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD, 12.3.2013)