Das Bundeskartellamt hat massive Bedenken gegen die geplante gemeinsame Onlinevideothek von ARD und ZDF. Die Zusammenarbeit der beiden öffentlich-rechtlichen Sender bei ihrem Internet-Videoverleih würde es mit sich bringen, "dass insbesondere die Preise und die Auswahl der Videos miteinander koordiniert würden", erklärte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt am Montag in Bonn. "Die kartellrechtlichen Probleme liegen auf der Hand."

Wettbewerbsverfälschung

Auch seien die geplante Videothek und die angebotenen Inhalte "gebührenfinanziert und verursachen bereits deshalb eine erhebliche Wettbewerbsverfälschung", erklärte Mundt. Eine noch weitere Beeinträchtigung des Wettbewerbs auf dem Markt durch kommerzielle Tochterunternehmen von ARD und ZDF, welche die Onlinevideothek betreiben sollen, könne "nicht hingenommen werden".

Auf dem Markt für Onlinevideoverleih seien ARD und ZDF Wettbewerber wie andere Unternehmen auch, erklärte der Kartellamtschef. Deswegen müssten sie ihre Produkte "unabhängig voneinander vermarkten". Kritisch sei zudem zu bewerten, dass Konkurrenten von ARD und ZDF zu den Inhalten voraussichtlich keinen oder nur begrenzten Zugang erhalten. Die Frage hingegen, ob ARD und ZDF für gebührenfinanzierte Inhalte noch zusätzlich Entgelte verlangen dürfen, sei keine kartellrechtliche Frage und werde deshalb vom Kartellamt nicht untersucht.

Kartellamtspräsident Mundt erklärte, ARD und ZDF hätten angesichts der Bedenken der Wettbewerbshüter "ihre Zusagenbereitschaft signalisiert". Die Bedenken könnten ausgeräumt werden, wenn die Sender insbesondere vom Modell einer gemeinsamen Vermarktung abrückten und nur auf technischer Ebene beim Betrieb der Plattform zusammenarbeiteten.

Germany's Gold

ARD und ZDF planen bereits seit Längerem die gemeinsame Onlinevideothek unter dem Namen "Germany's Gold". In den kostenlosen Mediatheken der Sender werden Inhalte meist bis eine Woche nach Ausstrahlung zum Abruf angeboten. Bei "Germany's Gold" soll das Archiv zeitlich unbegrenzt zugänglich sein.

Die private Konkurrenz bietet bereits eigene Video-Portale an: ProSiebenSat.1 "Maxdome" und RTL die Videothek "RTL now". ProSiebenSat.1 und RTL wollten ebenfalls eine gemeinsame Onlinevideothek starten, scheiterten aber am Widerstand des Bundeskartellamts. Ein Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf im vergangenen Jahr bestätigte das Veto der Wettbewerbshüter gegen die Pläne der privaten Sender. (APA, 11.3. 2013)