Vintage-Möbel boomen. Das zeigt nicht zuletzt die Vielzahl einschlägiger Wiener Geschäftslokale, die in den vergangenen Jahren eröffnet haben - derStandard.at/Lifestyle stellt in einer fünfteiligen Serie die wichtigsten Adressen vor

Die Bezeichnung "Vintage" ist nicht ganz unproblematisch, um nicht zu sagen verwirrend. Ursprünglich wurden damit besonders gute Weinjahrgänge benannt, doch nach und nach fand der Begriff auch Eingang in die Welt der Mode, der Kunst und des Designs. Der damit abgesteckte Zeitraum beginnt mit den 1920er Jahren und reicht hinauf bis in die 1970er.

Oft synonym verwendet wird der Begriff "Retro". Während damit aber lediglich der Trend einen Namen erhält, geht Vintage "vom Objekt aus, bezeichnet also das Objekt", erklärt Designer Clemens Tissi, der selbst jahrelang als Galerist für Vintage-Möbel tätig war. Allerdings sieht er die gegenwärtige Jagd nach Klassikern von Verner Panton, Arne Jacobson, Charles Eames oder Pier Giacomo Castiglioni primär als Ausdruck dafür, "nicht ein eigenes Wertesystem, eben einen eigenen Geschmack aufbauen zu müssen".

Die Trendforscherin Joan Billing verknüpft mit Vintage hingegen den Wunsch nach materieller und ästhetischer Nachhaltigkeit, gepaart mit der Möglichkeit, seine Individualität auszudrücken. Also eine Art Regression, um sich zurück in die Sicherheit stiftende Ära des Wirtschaftswunders zu fantasieren.

Der erste Teil der Vintage-Serie dreht sich um den 5. Wiener Bezirk, wo sich eine kleine, feine Szene für den Handel mit und den Verkauf von Möbeln und Wohnaccessoires aus den 1930er bis 1980er Jahren etabliert hat.

Die 1950er bis 1970er Jahre stehen im "Design of the 20th Century" hoch im Kurs. 2005 eröffnete Birgit Nusko ihren Shop am Margaretenplatz 3. Seit 1989 handelt die passionierte Sammlerin mit Antiquitäten - heute widmet sie sich vor allem dem skandinavischen, italienischen und österreichischen Design der ersten drei Nachkriegsdekaden. 

Die "Flowerpot" gilt als klassisches Serienmodell des Dänen Verner Panton. Die Lampe setzt sich aus zwei einander zugewandten halbkugelförmigen Industriemetall-Schalen zusammen. Der Durchmesser der oberen Email-Schale ist doppelt so groß wie jener der unteren. Die Glühbirne wird durch die untere Schale verdeckt, wodurch die Innenseite gleichzeitig zum farbigen Reflektor wird.

Foto: derstandard.at/gueb

Die Möbel und Wohnaccessoires bezieht die Geschäftsinhaberin in erster Linie von Händlern aus ganz Europa und von Privatverkäufern.

Mitunter gibt es sogar komplette Wohnzimmereinrichtungen im Sortiment. Im Bild: Teakholz-Wandverbau aus den 1960er Jahren vom dänischen Produzenten Albert Hansen, Vejen.

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Vasen, Geschirr, Besteck und andere Wohnaccessoires runden das Angebot ab.

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Die günstigsten Stücke sind bereits ab 15 Euro zu haben - wie etwa die Frauenmaske aus den 1950er Jahren.

Design of the 20th Century
Margaretenplatz 3
1050 Wien
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 11 bis 19 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr

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1959 wurde die konisch geformte Lilien-Porzellan-Serie "Daisy" mit ihren unverwechselbaren Pastelltönen vorgestellt. Der bunte Verkaufsschlager war weniger gewollt als vielmehr eine technische Notlösung, da die Produktion eines einheitlichen Farbtons nicht gewährleistet werden konnte.

Ein Service, bestehend aus sechs Tassen und Untertassen, bietet das "Stereogram" in der Schönbrunner Straße 10 um 90 Euro an.

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Inhaber Allan Voegtler war selbst jahrelang in der Möbelbranche tätig - unter anderem für Vitra, den Hersteller des bekannten Panton-Stuhls. 2010 schlug er mit seinem eigenen Vintage-Shop den Pfad der Selbstständigkeit ein. Insgesamt möchte der Händler den Zeitraum zwischen 1930 und 1980 abdecken. Im Bild: Dreiradler aus den 1950er Jahren (Preis: 120 Euro).

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Dreiteiliger Wohnzimmerverbau aus Teakholz vom österreichischen Hersteller Gruber und Schlager (Preis: 950 Euro).

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Neben funktionstüchtigen Plattenspielern, Radios und elektrischen Haushaltsgeräten wie Kaffeemaschinen und -mühlen gibt es eine kleine Sammlung von Wanduhren (mit neuem Quarzwerk ausgestattet). Im Bild: Uhr von Siemens (Preis: 280 Euro).

Stereogram
Schönbrunner Straße 10/1
1050 Wien
Öffnungszeiten: Mi.-Fr. 13 bis 19 Uhr, Sa. 10 bis 15 Uhr

Foto: derstandard.at/gueb

Industrielampen (Preis: 290 Euro), feuerfeste Aktenschränke der Firma Wertheim (Preis: 590 Euro) und Edelstahl-Buchstaben aus den 1930er Jahren (Preise zwischen 25 und 90 Euro) verkauft "Bananas"-Gründer Ernst Hahnbauer in der Kettenbrückengasse 15.

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Zudem wird eine große Auswahl an Wandleuchten, Lampen und Spiegeln geboten.

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Die Kombination aus Spiegel und Lampe kostet 220 Euro. 

Bananas
Kettenbrückengasse 15
1050 Wien
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 13 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr

(gueb, derStandard.at, 27.5.2013)

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