Wien/Graz/Ried im Innkreis - Richard Sukuta-Pasu von Fußball-Bundesligist Sturm Graz ist am Samstag beim 2:1-Auswärtssieg gegen die SV Ried offenbar Opfer von rassistischen Sprechchören geworden. Wie der Stürmer am Sonntag gegenüber der APA betonte, wurde er von Teilen des Publikums während des gesamten Spiels mit Affenlauten bedacht. Ried-Manager Stefan Reiter und Schiedsrichter Gerhard Grobelnik bestreiten allerdings diese Darstellung, der Bundesliga lagen bis Sonntagnachmittag keinerlei Rückmeldungen vor, die Sukuta-Pasus Vorwürfe bestätigten.

Der Stürmer erklärte am Tag danach zu den Vorfällen: "Das ganze Spiel über hat es rassistische Geräusche gegen mich gegeben. Ich bin Profi, mein Job ist es, wegzuhören, aber bei meinem Tor ist mir dann der Kragen geplatzt."

Nach seinem Treffer zum 2:1 in der 85. Minute ließ sich der gebürtige Deutsche, dessen Mutter aus Frankreich und dessen Vater aus der Demokratischen Republik Kongo stammt, zu einer provozierenden Geste gegenüber den Rieder Fans hinreißen und sah dafür seine insgesamt fünfte Gelbe Karte, die eine Sperre für das kommende Liga-Match am Samstag daheim gegen Wacker Innsbruck nach sich zog. "Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis, und darauf habe ich Grobelnik auch hingewiesen, aber er hat mir nur gesagt, dass die Regeln so sind."

Entschuldigung des Gegners

Laut Sukuta-Pasu entschuldigten sich sogar die Ried-Spieler für die Affenlaute - Grobelnik konnte sie aber nicht hören, wie er am Sonntag gegenüber der APA sagte. "Ich habe nichts wahrgenommen, deshalb ist auch im Schiedsrichterbericht nichts vermerkt, auch kein Mitspieler von ihm hat etwas gesagt. Für mich ist es unverständlich, wie hier etwas aufgebauscht wird", meinte der Wiener.

Für Sukuta-Pasu sind diese Aussagen "schockierend". "Ich habe ihn gleich nach meinem Tor darauf hingewiesen, und er hat gesagt, er hat es gehört, aber er kann es nicht ändern. Und nach dem Spiel hat er zu unserer Teammanagerin Bianca Winkler gesagt, dass er ja nicht den Fans die Gelbe Karte zeigen kann", erzählte der 22-Jährige.

Sukuta-Pasu spielte für Bayer Leverkusen, St. Pauli und den 1. FC Kaiserslautern, ehe er zu Sturm Graz kam. "In meiner Karriere ist mir das auf dem Fußballplatz noch nie passiert, dass ich rassistisch beschimpft worden bin. Ich hatte in Ried sogar den Gedanken, den Platz zu verlassen, auch weil Grobelnik das Verhalten dieser Fans toleriert hat", betonte Sukuta-Pasu.

Die Bundesliga suchte am Sonntag nach Beweisen für die Angaben von Sukuta-Pasu. Laut Pressesprecherin Claudia Jost gab es für den Vorfall bisher keine Bestätigung - nicht vom Schiedsrichter, nicht vom Spieldelegierten Walter Staudinger und auch nicht von den Fan- und Sicherheitsbeauftragten beider Clubs sowie von den zivilen "Fan-Polizisten", die über das gesamte Stadion verteilt waren. Auch beim TV-Rechteinhaber Sky wurden zunächst keine rassistischen Ausfälle festgestellt, hieß es auf Anfrage. Die Aufzeichnung wurde aber noch genau untersucht.

Bundesliga-Vorstand Georg Pangl kündigte unterdessen in dieser Causa ein entschlossenes Vorgehen an. "Rassismus hat im Fußball keinen Platz. Wir werden uns alles genau anschauen, nachfragen, wenn in den Berichten nichts vermerkt ist, und gegebenenfalls Untersuchungen einleiten", sagte der Burgenländer.

Sturm Graz reagierte am Sonntag auf der Club-Homepage auf die Vorfälle. "Wir haben mit der Bundesliga bereits Kontakt aufgenommen und werden am morgigen Montag alles versuchen, um die Vorfälle aufzuklären. Fußball ist ein Mannschaftssport, wo jeder für jeden kämpft. Herkunft, Hautfarbe und Rasse dürfen da absolut keine Rolle spielen", wurde General Manager Gerhard Goldbrich zitiert.

Ried-Manager Stefan Reiter reagierte mit Unverständnis auf die Angaben von Sukuta-Pasu. "Niemand hat etwas gehört, nur er", meinte der Oberösterreicher. (APA, 10.3.2013)