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Bohrturm über dem Wostoksee.

Foto: Reuters/Alexey Ekaikin

Moskau/Wien - Es war eine der Sensationen des Vorjahrs: Russischen Forschern war es gelungen, bis zum Wostoksee vorzudringen, einem Gewässer, das fast 4.000 Meter unter der Oberfläche der Antarktis liegt - und zwar auch genau unter jener Stelle, wo am 21. Juli 1983 die tiefste Temperatur auf unserem Planeten gemessen wurde: minus 89 Grad Celsius.

Der Wostoksee hat trotz seines versteckten Orts gigantische Dimensionen und ist der größte von mehr als 150 bisher bekannten subglazialen Seen, die sich unter dem Eisschild Antarktikas befinden. Der Süßwassersee liegt in einer Tiefe von 3.700 bis 4.100 Metern unter dem Eis und erstreckt sich von der russischen Wostok-Station fast 250 km nach Norden, ist 50 km breit und hat eine Wassertiefe von bis zu 1.200 m. Insgesamt misst er rund 15.000 Quadratkilometer, womit er rund 25 Mal so groß ist wie der Bodensee.

Die Tiefenbohrung der russischen Wissenschafter diente in erster Linie dazu, um herauszufinden, ob sich in diesem vermutlich seit Millionen Jahren von der Umwelt abgeschlossenen Wasserreservoir Leben tummelt.

Nun sickerten aus Russland die ersten, etwas vorläufigen Analysen durch: Wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Donnerstag berichtete, wurden tatsächlich Bakterien gefunden. Und ihre entdeckte DNA passe zu keiner anderen in den weltweiten Datenbanken, wird der Genetiker Sergej Bulat vom Institut für Nuklearphysik in St. Petersburg zitiert.

Nach Bulats Angaben unterscheidet sich die DNA der Bakterien zu mehr als 86 Prozent von der genetischen Struktur bisher bekannter Arten. "Wenn es diesen Fund auf dem Mars gegeben hätte, würden alle sagen, es gibt Leben auf dem Mars", so der Forscher. Mittlerweile meldeten sich allerdings auch schon andere Wissenschafter zu Wort, die genauere und unabhängige Analysen einforderten, bevor tatsächlich von einer neuen Bakterienart die Rede sein könne.

Im Mai solle neues Wasser aus dem See entnommen und auf die Bakterien hin untersucht werden. Wenn deren DNA erneut nachgewiesen werde, "können wir mit Sicherheit sagen, dass wir neues Leben auf der Erde gefunden haben", hab sich Bulat zuversichtlich. (tasch, APA/DER STANDARD, 9./10. 3. 2013)