Nicht nur dass Heinz-Christian Strache seit dem Wahlsonntag schon genug Scherereien hat, es hört in der Partei auch niemand auf den Chef. Keine acht Prozent mehr für die blaue Urmutter in Niederösterreich, keine achtzehn Prozent mehr für die ergraute Buberlpartie in Kärnten. Und dennoch wollen die lieben Gesinnungsfreunde, die diese Wahldebakel verursacht haben, nicht und nicht weichen - und schon gar keine Anordnungen der Bundesspitze befolgen.

Da soll noch einmal jemand behaupten, die FPÖ sei eine Führerpartei. Mitnichten! Trotz Anreise und Druck des Bundesobmannes bei der Krisensitzung im flachen Land bleibt Frontfrau Barbara Rosenkranz dank ihrer rechten Seilschaften Landeschefin - und steigt jetzt sogar noch zur Leiterin des Landtagsklubs auf.

Noch offener zutage treten Straches Autoritätsprobleme bei der Truppe im Süden. Im Karawankenland hat Strache noch lange nicht das Sagen, vielmehr regiert dort seit der großen blauen Schlappe das Chaos. Dörfler, Dobernig & Co klammern sich an ihre Mandate, als gäbe es kein Leben mehr abseits von Politik und Macht. Der neue Filialleiter in Klagenfurt wiederum, keine fünf Tage auf dem Posten, drohte den kritikresistenten Altvorderen bereits mit Rücktritt - und lässt sich bei der von Strache verordneten Wiedervereinigung der Kärntner mit der Bundespartei viel Zeit.

Schön langsam muss sich der selbsternannte Kanzlerkandidat fragen, ob er überhaupt seine eigene Partei im Griff hat - das wäre für einen kantigen Oppositionschef nämlich angesagt, der bei der anstehenden Nationalratswahl dazugewinnen will. Denn vor allem jene, die für rechte Protestparteien ansprechbar sind, wünschen sich oft wieder einen starken Mann fürs Land, der so richtig durchgreift - und sicher keinen nachgiebigen Maulhelden, der bloß große Sprüche klopfen kann. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 9./10.2013)