Wechselte die Seite: der neue Alpine-Chef Arnold Schiefer.

Foto: alpine

Neuland betritt Arnold Schiefer mit dem Eintritt in die Chefetage des zuletzt auf tönernen Füßen stehenden Baukonzerns Alpine eigentlich nicht. Denn wo ÖBB, da ist die Bauwirtschaft nicht weit. Und in der ÖBB galt der studierte Betriebswirt in den vergangenen acht Jahren quasi als Allzweckwaffe, die in diversen Führungspositionen eingesetzt wurde: seit gut zwei Jahren im Güterverkehr, zuerst bei der teuer gekauften und mit der Wirtschaftskrise ins Trudeln gekommenen Ungarn-Tochter MávCargo, ab August 2012 bei deren Mutter Rail Cargo Austria (RCA).

In den Jahren davor war der 46-jährige gebürtige Oberösterreicher öffentlichen Bauaufträgen, um die er nun bei Politikern und Staatswirtschaft rittern muss, näher. Ab 2005 brachte er als Projektleiter den Wiener Hauptbahnhof auf Schiene, davor leitete er die Sektion Straße im Verkehrsministerium und spielte eine tragende Rolle beim Autobahnbauer Asfinag, als dieser von einer ausgelagerten Schuldenhalde zum österreichweiten Autobahnbetreiber aufgerüstet wurde, in den die Sondermautgesellschaften ASG und Ösag integriert wurden.

Im Kabinett der bald als überfordert geltenden Verkehrsministerin Monika Forstinger erarbeitete sich Schiefer rasch den Ruf, eine tragende Säule zu sein mit Fachwissen und sachorientierter Arbeit. Das bescherte ihm bald einen Karrieresprung, der ohne "Vitamin B" praktisch ausgeschlossen ist: Schiefer wurde Leiter der Sektion Straße, einer bis dahin der schwarzen Reichshälfte vorbehaltenen Position.

Das politische Spiel und Handwerk hatte der in Gmunden im Salzkammergut aufgewachsene Sohn eines Fahrlehrers und einer selbstständigen Immobilienmaklerin in Innsbruck gelernt. Dort arbeitete er ab Mitte der 1990er-Jahre im freiheitlichen Landtagsklub, zuletzt als Gemeinderatsmitglied.

Künftig sitzt der als zielorientiert und politisch (in alle Richtungen) gut vernetzt beschriebene Manager auf der anderen Seite des Verhandlungstisches. Als Alpine-Chef fällt ihm die Rolle des Auftragnehmers zu, der knapp kalkulieren, sich von seinen früheren Arbeitgebern aber tunlichst nicht über den Tisch ziehen lassen sollte. Zum Lesen (jede Woche ein E-Book, bei vielen faden Sitzungen können es mehr sein) wird er in nächster Zeit wohl ebenso wenig kommen wie zum Golfspielen. Jetzt heißt es Spanisch lernen, um mit Alpine-Mutter FCC verhandeln zu können. Russisch und Ungarisch braucht er bei der Sanierung. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 8.3.2013)