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Die Eigentümer der Shoppingcity Seiersberg zweifeln an den Bilanzen der Handelskette Spar.

Foto: APA/Neubauer Herbert
Grafik: Standard

Graz/Salzburg - Nach mehrtägigen Razzien der Kartellwächter im Februar droht der Lebensmittelkette Spar jetzt neues Ungemach. Der Sparkonzern muss sich seit einigen Tagen auch mit einer Klage wegen des Verdachts des unlauteren Wettbewerbs und mit schweren Vorwürfen wegen der Konzernbilanz auseinandersetzen.

Die Eigentümer des zweitgrößten österreichischen Einkaufszentrums, der Shoppingcity Seiersberg, Christian Guzy und Martin Klein, reichten vergangene Woche am Landesgericht in Salzburg Klage gegen die Konzernunternehmen von Spar, die Holdag Beteiligungsgesellschaft und die Spar Holding AG ein.

Spar wird in der Klagsschrift, die dem STANDARD vorliegt, vorgeworfen, die Konzerngruppe missachte bei der Veröffentlichung seiner Bilanzdaten "bewusst" die Offenlegungspflicht, um - so die Klage wörtlich - "ihre tatsächliche schlechte wirtschaftliche Lage sowohl ihren Kunden als auch ihren Lieferanten zu verschleiern". In den Konzernabschluss seien das Mutterunternehmen und alle Tochterunternehmen einzubeziehen, heißt es in der Klage.

Durch die Nicht-Veröffentlichung der gesamten Konzernbilanz der Holdag bzw. des Spar Holding AG-Konzerns werde verschleiert, dass der Spar-Konzern "von Tochterunternehmen Ausleihungen tätigt, um diese anderen Tochterunternehmen (nämlich Liegenschaftsgesellschaften und Einkaufszentrenbetreibern im In- und Ausland) zur Verfügung zu stellen. Die Publizität dieses Umstandes soll verhindert werden", heißt es in der Klagsschrift.

Transparenz einklagen

Da Mitbewerber, wie eben die am Stadtrand von Graz liegende Shoppingcity Seiersberg, keinen Einblick in die Zahlen hätten, ergebe sich der zentrale Vorwurf eines unlauteren Wettbewerbs, denn die Kenntnis der wirtschaftlichen Lage sei durchaus wettbewerbsrelevant.

Die Kläger, die Wiener Immobilienentwickler Guzy und Klein, verlangen, dass der Sparkonzern per Gericht gezwungen wird, alle Bilanzzahlen offenzulegen. Guzy und Klein wollten auf Standard-Nachfrage ihre Klage nicht näher erläutern, lediglich bestätigen, dass sie diese eingebracht hätten.

Spar ist empört

Im angegriffenen Sparkonzern reagiert man empört über die Klage des Konkurrenten. Es werde bereits "eine Gegenklage wegen massiver Ruf- und Kreditschädigung" erwogen, sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann im Gespräch mit dem STANDARD. Beim Handelsriesen wertet man den Schritt der Seiersberger Center-Eigentümer als "Retourkutsche" für vorangegangene juristische Auseinandersetzungen. Der Vorwurf, Spar verschleiere eine schlechte wirtschaftliche Lage, werde schon allein durch die aktuellen Bilanzzahlen, die soeben aufbereitet würden, eindrucksvoll widerlegt. "Spar hat, so viel kann ich jetzt schon sagen, das beste Konzernergebnis der Firmengeschichte vorzuweisen, das beste Ergebnis ever", sagte Berkmann.

Überrascht hat Mitte der Woche der Chef der Einkaufszentren-Tochter von Spar, der SES (Spar European Shopping Centers), Marcus Wild, mit einer Ankündigung: Allianz Real Estate werde bei sieben Shoppingcenter mit 50 Prozent einsteigen. Anfang Februar, als erste Gerüchte über einen Verkauf von Anteilen laut geworden sind, hatte SES dies noch vehement dementiert. "Nein wir trennen uns nicht von einem oder gar mehreren Centern. Im Gegenteil. Wir bearbeiten gerade fünf neue große Projekte in Österreich", war SES-CEO Marcus Wild im Standard-Gespräch Spekulationen entgegengetreten. (Walter Müller, DER STANDARD, 8.3.2013)