Wien/Berlin – Spätestens in den letzten zehn Jahren sind Rankings im Hochschulbereich omnipräsent: 2002 wurde das erste CHE-Hochschulranking aus Deutschland vorgelegt, seit 2003 das chinesische Shanghai Ranking, und seit 2004 das Times Higher Education Ranking. Zumeist belegen Privatuniversitäten der USA die Spitzenplätze, denn die Anzahl der ansässigen Nobelpreisträger und die Betreuungssituation sind in etablierten Rankings ausschlaggebender als eine gute soziale Durchmischung oder ein freier Unizugang.

Mit dem Ziel, ein ausgewoge neres Ranking zu schaffen, wurde im Auftrag der Europäischen Union vom Centre for Higher Education (CHE) und dem Center for Higher Education Policy Studies ein sogenanntes multidimensionales Uniranking, das U-Multirank, entwickelt.

Multidimensional meint hier, dass es sich nicht nur – wie andere Rankings – auf internationale Top-Forschungsuniversitäten bezieht und somit nur wenige Prozent aller Unis abdeckt, sondern verschiedene Hochschultypen integriert und diese in fünf verschiedenen Dimensionen prüft: Reputation der Forschung, Qualität der Lehre, internationale Orientierung, Wissenstransfer und regionales Engagement der Uni.

Ranking ohne Rangliste

Die Vorarbeiten des Projekts starteten 2009, ab Mai sollen die Daten von 500 Hochschulen erhoben werden. Darunter sind unter anderem alle EU-Mitgliedsstaaten sowie die USA, Kanada, Australien und Japan vertreten. Je nach Größe des Landes und Anzahl an Hochschulen wird ausgewählt, wie viele Universitäten miteinbezogen werden.

Den Grundstein für das U-Multitrank sieht Gero Federkeil, einer der Projektleiter und Mitarbeiter beim CHE, in der EU-Moderni sierungsagenda des Hochschulraums. Diese 2011 eingeführte Agenda zielt vor allem auf die Stärkung des Zusammenspiels von Bildung, Forschung und Wirtschaft ab. Das Ranking soll als Teil der Agenda einen internationalen Vergleich ermöglichen.

"Wir werden am Ende nicht sagen, dass die Universität XY die beste Hochschule ist," erklärt Federkeil, denn anders als bei den bereits existierenden Rankings wird beim U-Multirank kein Gesamtwert einer Hochschule  errechnet und diese in einer  Rangliste platziert, sondern die Unis werden für jeden Indikator in die Gruppen "überdurchschnittlich", "durchschnittlich" und "unterdurchschnittlich" eingeteilt. Neben dem Ranking der Unis werden zudem einzelne Fachgebiete gerankt.

Michael Daxner, Sozialwissenschafter und ehemaliger Präsident der Universität Oldenburg, kritisiert, dass Rankings Dinge messen würden, die mit den Hochschulen selbst wenig zu tun haben. Ein Beispiel hierfür wären die unterschiedlichen Rahmenbedingungen für Forschung in den jeweiligen Ländern.

Was der Sozialwissenschafter positiv am U-Multirank sieht, ist der Verzicht auf Ranglisten und das geplante Webtool. Dieses soll Studierenden und Forschern ermöglichen, individuelle Ranglisten erstellen zu lassen. Dass ein gutes Abschneiden im U-Multirank zukünftig die Studienwahl maßgeblich beeinflusst, glaubt Daxner aber nicht: "Die Studenten wählen heutzutage ihre Universität nach ökonomischen Kriterien, etwa ob es Studiengebühren gibt oder der Wohnort günstig ist."

Anfang 2014 soll das erste U-Multirank veröffentlicht werden. (Selina Thaler, DER STANDARD, 7.3.2013)