Leipzig  - Für den Preis der Leipziger Buchmesse wurden jeweils fünf Kandidaten nominiert - in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Ein Überblick über die nominierten Sachbücher und deren Autoren:

Götz Aly: "Die Belasteten: "Euthanasie" 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte" (S. Fischer Verlag)

Der Inhalt: 200.000 Deutsche wurden zwischen 1939 und 1945 ermordet, weil sie psychisch krank waren, als aufsässig, erblich belastet oder einfach als verrückt galten. Manche Angehörige nahmen den Nazi-Mord an ihren behinderten Kindern, Geschwistern, Vätern und Müttern stillschweigend hin.

Die Jury: "Eine eindringliche Studie - nicht nur wegen der schieren Fakten, sondern auch wegen der Kunst des Autors, die Schicksale von Einzelnen nicht aus den Augen zu verlieren."

Der Autor: Götz Aly, 1947 in Heidelberg geboren, studierte Politische Wissenschaft und Geschichte. Er hat wichtige Veröffentlichungen zur Sozialpolitik und zur Geschichte des Nationalsozialismus vorgelegt.

Cover: S. Fischer Verlag

Kurt Bayertz: "Der aufrechte Gang: Eine Geschichte des anthropologischen Denkens" (C.H. Beck)

Der Inhalt: Die Körperhaltung bestimmt das menschliche Selbstbild und findet bis heute ihren Ausdruck im "aufrechten" Menschen - als Metapher und Symbol. Bayertz hat das Denkmotiv des "aufrechten Ganges" durch zweieinhalbtausend Jahre Geistesgeschichte verfolgt - von Ovid bis hin zur Moderne.

Die Jury: "Kurt Bayertz ist ein anthropologischer Bildungsroman gelungen: seit der Antike kommt sich der Mensch im Nachdenken über den aufrechten Gang selbst auf die Spur."

Der Autor: Kurt Bayertz, geboren 1948, studierte Philosophie, Germanistik und Sozialwissenschaften und lehrt seit 1993 als Professor für praktische Philosophie an der Universität Münster. Zu seinen wichtigsten Arbeitsgebieten gehören Ethik, Anthropologie und politische Philosophie.

Cover: C.H. Beck

Hans Belting: "Faces: Eine Geschichte des Gesichts" (C.H. Beck)

Der Inhalt: Wo der Mensch im Bild erscheint, steht das Gesicht im Mittelpunkt. Beltings Geschichte des Gesichts beginnt bei den Masken der Steinzeit und endet bei den Erscheinungen, die die modernen Massenmedien produzieren.

Die Jury: "Gesichter umgeben uns überall und sind doch nicht selbstverständlich. Hans Belting rückt sie neben Masken, aber auch neben "Cyberfaces", die sich auf keinen Körper mehr beziehen. Ein Porträt mit faszinierender Tiefenschärfe."

Der Autor: Hans Belting, geboren 1935, gründete das Fach Kunstwissenschaft und Medientheorie an der jungen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu Kunst und Kulturgeschichte.

Cover: C.H. Beck

Helmut Böttiger: "Die Gruppe 47: Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb" (Deutsche Verlags-Anstalt DVA)

Der Inhalt: Legenden umgeben die von Hans Werner Richter 1947 ins Leben gerufene lose Schriftstellervereinigung Gruppe 47. Zu ihr gehörten etwa Günter Grass und Martin Walser. Anhand neu entdeckter Dokumente und vieler Gespräche mit Zeitzeugen zeichnet der Autor ein lebendiges Porträt der Gruppe.

Die Jury: "Helmut Böttiger setzt in der Darstellung der Gruppe 47 neue Akzente: Er zeichnet ihre Geschichte durch genaue Porträts der Zentralfiguren nach und untersucht die Kritik an ihrem Gebaren."

Der Autor: Helmut Böttiger, geboren 1956, ist einer der renommiertesten Literaturkritiker des Landes. Nach Studium und Promotion war er als Literaturredakteur unter anderem bei der Frankfurter Rundschau tätig.

Cover: Deutsche Verlags-Anstalt DVA

Wolfgang Streeck: "Gekaufte Zeit: Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus" (Suhrkamp Verlag)

Der Inhalt: Streeck legt die Wurzeln der gegenwärtigen Finanz-, Fiskal- und Wirtschaftskrise frei, indem er sie als Moment der langen neoliberalen Transformation des Nachkriegskapitalismus beschreibt, die bereits in den 1970er Jahren begann.

Die Jury: "Wolfgang Streeck liefert zu den galoppierenden Krisen die aus ihrer Vorgeschichte gewonnene Theorie. Scharfsichtig analysiert er die Zusammenhänge zwischen Schulden, Neoliberalismus und Europäischer Union."

Der Autor: Wolfgang Streeck, geboren 1946, ist Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln sowie Professor für Soziologie an der Universität zu Köln. Zuvor war er, nach Stationen in Frankfurt/M., New York, Münster und Berlin, Professor für Soziologie und Industrielle Beziehungen an der Universität von Wisconsin. (APA, 07.03.2013)

Cover: Suhrkamp Verlag