"Clowns!", "Komiker!", "Kabarett!" - das Ergebnis der italienischen Wahlen hat Reaktionen ausgelöst, die einer unzulässigen Begriffsverwirrung geschuldet sind und dringend richtiggestellt gehören. Dafür genügt der Verweis auf eine unumstößliche Maxime: Es gibt einen Unterschied zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik.

Silvio Berlusconis Ziel ist es nicht, als Entertainer die Leute zum Lachen zu bringen, sondern einer sonst unvermeidlichen Haftstrafe als Verbrecher durch Flucht in die Politik zu entgehen.

So weit, so klar, und doch sind wir dieser Tage mit einer politischen Aktion konfrontiert, bei der ich offen eingestehen muss, mir bei der prinzipiellen Unterscheidung zwischen beabsichtigtem Schabernack und passierter Idiotie schwerzutun. Es handelt sich um die "Wiener Volksbefragung".

Die Frage nach einer zentral verordneten Parkraumbewirtschaftung kann nicht ernst gemeint sein, da eine solche Maßnahme durch die in der Wiener Stadtverfassung verankerte Dezentralisierung nicht erlaubt ist. Die Frage nach dem Schutz kommunaler Betriebe vor Privatisierung kann nicht ernst gemeint sein, da SPÖ-Klubobmann Schicker bereits erklärt hat, dass auch ein "Nein" keine Auswirkungen auf die bisherige Praxis haben wird. Die Frage nach dem Ausbau der Solarkraft kann nicht ernst gemeint sein, da die dafür zuständige Wien Energie angekündigt hat, dieses Vorhaben unabhängig vom Ergebnis der Abstimmung in die Tat umzusetzen. Bleibt die Frage nach der Olympia-Bewerbung, bei der die wichtigste Entscheidungsgrundlage - was kostet das? - nicht mitgeliefert wird und deren In-Aussicht-Stellung Olympischer Sommerspiele in Wien an Fragen à la "Soll Wien in Zukunft massiv in die industrielle Herstellung heißer Eislutscher investieren?" erinnert.

Nein, der in diesen Fragestellungen zum Ausdruck gebrachte Sinn für absurde Komik lässt darauf schließen, dass es sich um einen aufwändig inszenierten Jux handeln muss. Doch wie reagiert man als Bürger auf diese Erkenntnis? Mit der humorlosen Empörung von Spaßverderbern? Oder mit augenzwinkerndem Mitspielen, wie man es auch bei einem harmlosen Kinderstreich machen würde?

Der TV-Sendung Echt fett habe ich einst die Idee der "verstecktesten Kamera der Welt" gespendet. Dabei wurden Passanten dazu aufgefordert, so zu tun, als seien sie auf eine versteckte Kamera hereingefallen ("Was??? Das ist gar nicht der echte Michael Jackson?!") und dies mit gespielten Ausdrücken des Erstaunens ("Was sich der ORF immer alles einfallen lässt!") zu kommentieren. Vielleicht sollten wir uns alle vor dem Wiener Rathaus versammeln, mit anerkennendem Schmunzeln ausrufen: "Was sich der Michi und die Mary immer alles einfallen lassen!" und darauf warten, dass auch die geschätzten Kosten der Befragung von acht Millionen Euro von der vor Lachen prustenden Stadtregierung als Scherz entlarvt werden.

Durchaus ernst zu nehmen ist hingegen die in einem Leserbrief an den Standard geäußerte berechtigte Empörung Rudolf Schickers über FPÖ-Plakate, auf denen der Stimmzettel der Volksbefragung in einen gewöhnlichen Mistkübel geworfen wird. Als ob es in Wien nicht ausreichend Altpapier-Container gäbe! (Florian Scheuba, DER STANDARD, 7.3.2013)