Wackere Rittersleut' sind in der neuen Ausstellung des Zoom unterwegs - aber auch die mittelalterlichen Bauern.

Foto: Katsey.org

Wien - Im düsteren Wald geht ein zweiköpfiger Drache um - während sich unweit zwei wackere Ritter auf ihren Pferden im Schilderstechen üben und Burgfräulein ihre edlen Gewänder probieren. Diese gängigen Bilder gehören zum Mittelalter einfach auch dazu. Aber eben nur auch. Und bei der neuen Ausstellung im Wiener Kindermuseum Zoom wird zusätzlich die andere Seite des Mittelalters vermittelt - etwa jene, in der rund 90 Prozent der Bevölkerung lebten: auf dem Land.

Anstrengende Urwaldrodung

Da gibt es auch den Urwald, der damals unter brutalen Anstrengungen gerodet werden musste - um Land für den Ackerbau, um Holz für Gebäude und den Bergbau zu gewinnen. Da steht dann beispielsweise auch gleich das hölzerne Bauernhaus mit seinem finsteren Inneren - mit nur klein dimensionierten Fensterluken, um die Kälte draußenzuhalten -, in dem seinerzeit Menschen und Tiere gemeinsam hausten.

"Wir alle haben ja eine fantastisch angereicherte Vorstellung vom Mittelalter im Kopf", erläutert Zoom-Direktorin Elisabeth Menasse-Wiesbauer. "Wir wollen mit dieser Ausstellung auch die anderen Bevölkerungsgruppen zeigen und möglichst früh historisches Wissen vermitteln - eine geisteswissenschaftliche Früherziehung in unserer naturwissenschaftlich fokussierten Zeit."

Permanenter Kampf mit Lebensbedingungen

Was es daher auch zu vermitteln gilt, ist etwa, "dass das Mittelalter eine Mangelgesellschaft war", ergänzt Kurator Christian Ganzer, "sofern die Menschen erst einmal die Geburt überlebt hatten, erwartete sie ein permanenter Kampf mit den damals herrschenden Lebensbedingungen."

Gleichzeitig gilt es aber auch das Klischee vom "finsteren Mittelalter" zu relativieren: "Wenn es finster war, dann war es zumindest eine sternenklare Nacht", erläutert Ganzer: angesichts der Hochblüte der Buchkunst oder der Sakralbauten, "die uns auch heute noch staunen lassen".

Ausstellung zum Mitmachen

Im hintersten Raum, dem "Sakralraum", werden die Besucher auch selbst zu Dombaumeistern: Wo sie selbst eine große Rosette in ein buntes Glasfenster verwandeln können. Oder wie Mönche mit dem Federkiel kunstvoll ausgestaltete Buchstaben malen.

Auf dem Rückweg kommen sie dann noch einmal in der Stadt vorbei - eine mittelalterliche Stadtfassade, die authentisch nach den historischen Wien-Ansichten im Schottenstift gestaltet wurde. Hier in der Stadt also können sie dann ihre kunstvoll gefertigten Manuskripte auch noch mit einem Buntstiftsiegel versehen und eine Münze prägen. Auch hier in der Stadt werden die Unterschiede dieser Zeit wieder deutlich: und seien es nur die schlichten Holz-Bock, die neben den modischen Schnabelschuhen stehen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 7.3.2013)