Katharina Umlaub, 25, ist von "großen Rätseln" angetan.

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Sie ist 25 Jahre jung, beschäftigt sich seit Jahren mit Physik und hat ein Ziel: ungewöhnliche Verbindungen zu schaffen. Was Katharina Umlaub zum Physikstudium gebracht hat, darüber muss sie nicht lange nachdenken, auch wenn sich die Begründung dem Zuhörer nicht sofort erschließt: "Mein Interesse für fremde Kulturen." Denn die Physik ist, wie sie findet, " ein Gebiet, mit dem man alles machen kann".

Auch in ihrer Dissertation geht es darum, Verbindungen zu schaffen zwischen zwei Stoffen, die schwer in Einklang zu bringen sind: Stahl und Aluminium. Diese beiden Metalle zeigen höchst unterschiedliche Materialeigenschaften, wie andere Schmelzpunkte und Wärmeleitfähigkeit.

Wenn Umlaub eine Möglichkeit findet, die beiden Metalle elegant zu verbinden, könnte diese Methode etwa in der Autoindustrie zum Einsatz kommen. Der Ansatz, den sie dabei verfolgt, ist eine Verbindung mittels Bimetallstreifen, das ist ein Metallstreifen, der aus zwei Schichten unterschiedlichen Materials besteht. Diese Verbindungsmethode wäre material- und platzsparender als genietete oder geschraubte Übergänge, was die herkömmliche Methode ist.

So ist Umlaubs erste große Herausforderung für ihre Doktorarbeit an der Schweißtechnischen Zentralanstalt in Wien, einen passenden Bimetallstreifen zu finden, mit dem sie schließlich Stahl und Aluminium verbinden kann.

Diese Aufgabe passt zu dem, was Umlaub generell an der Wissenschaft schätzt, nämlich Fragen zu haben, bei denen sie "nicht weiß, was dabei herauskommen wird. Wenn alles ein großes Rätsel ist - das reizt mich."

Wie gehen nun aber die Physik und fremde Kulturen zusammen? In ihrer Diplomarbeit hat sie dafür einer ersten Verbindung, zwischen Physik und Archäologie, nachgespürt: Mit einer Arbeit im Bereich der Materialwissenschaften hat sie die Beschädigungen des Marmors der Otto-Wagner-Kirche auf den Steinhofgründen in Wien erforscht.

ACR-Expertin

Umlaub ist die derzeitige ACR-Expertin. Die Austrian Cooperative Research, die seit 1954 besteht, versteht es als ihre Aufgabe, vor allem kleine und mittlere Unternehmen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Bezug auf ihre Forschungstätigkeit zu vernetzen. Eines der Anliegen des Netzwerks ist es auch, Leistungen von Wissenschafterinnen sichtbar zu machen.

Als ACR-Expertin will die Wienerin die Aufmerksamkeit nutzen, um zu zeigen, was man auch in jungen Jahren als Frau in der Physik schaffen kann - so hat sie schon Forschungsaufenthalte am Cern, dem Stefan-Meyer-Institut der Akademie der Wissenschaften oder der renommierten Johns Hopkins University vorzuweisen.

Frauen und Physik, ist das auch eine ungewöhnliche Verbindung? In ihrer Forschungsgruppe ist sie die einzige Frau, aber sie habe damit noch nie Probleme gehabt. Das größte Handicap als Frau in der Physik ist für sie, passende Arbeitskleidung zu finden. "Erst heute hatte ich wieder das Problem, dass es keine Arbeitshandschuhe gibt, die mir passen."

Ob es wirklich nur an der Handschuhgröße liegt, dass es bisher nur zwei Frauen gegeben hat, denen der Physiknobelpreis zugesprochen wurde - bei rund 200 männlichen Preisträgern -, darüber muss sich Umlaub heute noch keine Gedanken machen. Jetzt muss sie erst einmal den richtigen Bimetallstreifen finden. (Tanja Traxler, DER STANDARD, 06.03.2013)