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Die Wiener Linien haben 96 der 1000 versprochenen Jobs zu vergeben - als Stationswarte, Straßenbahn- und U-Bahn-Fahrer.

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Wien - Wien hat ein Problem. Einerseits steigt die Zahl der freien Jobs - gleichzeitig aber auch die Arbeitslosigkeit. Das liege daran, dass es sich bei den offenen Stellen um Arbeitsplätze für hochqualifizierte Kräfte handle, für die vielen Jobsuchenden die Qualifikation fehle, sagt Finanzstadträtin Renate Brauner (SP). So hätten etwa mehr als die Hälfte der Wiener Arbeitslosen maximal einen Pflichtschulabschluss.

Die Stadt springt bereits zum zweiten Mal als Vermittlerin ein: In Kooperation mit dem Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (WAFF) und dem Arbeitsmarktservice (AMS) bietet Wien ein Ausbildungsprogramm mit Jobgarantie für Langzeitarbeitslose an.

Rund 1000 Ausbildungsplätze in drei verschiedenen Branchen sind 2013 geplant, der Großteil davon im Sozial- und Pflegebereich. So sucht der Krankenanstaltenverbund derzeit 90 diplomierte Krankenschwestern, 296 Heim- und 117 Pflegehilfen. Die Wiener Linien haben 96 Jobs als Stationswarte, Straßen- und U-Bahn-Fahrer zu vergeben, während die Handelskette Interspar 90 Arbeitswillige sucht, die einen Lehrabschluss als Einzelhandelskaufmann oder -frau nachholen wollen. Weitere 300 Plätze sind bereits vergeben. Die Ausbildung dauert je nach Beruf ein paar Monate oder mehrere Jahre. Die Kosten tragen die späteren Arbeitgeber sowie - über den WAFF - die Stadt. 850.000 Euro macht Wien für das Programm locker. Die Lebenshaltungskosten der Auszubildenden trägt das AMS, sie erhalten ein Taggeld von rund 20 Euro.

Defizite schwer aufzuholen

Jeder, der die Ausbildung erfolgreich abschließt, hat danach auch einen fixen Job, betont Brauner. WAFF-Geschäftsführer Fritz Meißl hofft, weitere Unternehmen zu finden, die sich beteiligen wollen.

Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank, ansonsten keine Befürworterin allzu großen Regulierungsehrgeizes seitens des rot-grünen Rathauses, begrüßt das Programm: "Es ist grundsätzlich eine richtige Maßnahme, Leute wieder in das Beschäftigungssystem zu holen." Das Grundproblem sei allerdings, dass es bei vielen bereits in der Schule hapere - und diese Defizite sehr schwer aufzuholen seien. "Es gibt zu viele Menschen ohne Schulabschluss in Wien." Das Schulsystem gehöre dringend aufgerüstet. "Es reicht nicht, dass sie neun Jahre in der Schule waren, sie müssen auch bestimmte Mindeststandards erfüllen." Dies sei vor allem mit mehr Evaluierung zu schaffen. Beim aktuellen WAFF-Programm müsse außerdem darauf geachtet werden, dass man Langzeitarbeitslosen helfe, wieder in einen Arbeitsrhythmus zu finden.

Bewerber müssen sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren beim künftigen Dienstgeber beweisen. (stem/str, DER STANDARD, 6.3.2013)