Bei der Beinahepleite der Alpine Bau lohnt sich ein Blick in die deutsche Vergangenheit: Exkanzler Gerhard Schröder verkündete 1999 vom Balkon der Baufirma Holzmann aus die vorläufige Rettung des Bauriesen. "Gerhard, Gerhard", jubelten ihm tausende Bauarbeiter zu. Doch trotz einer Ausfallbürgschaft des deutschen Staates war Holzmann im Frühjahr 2002 endgültig pleite.

2005 folgte die Insolvenz der deutschen Walter Bau: Dem Konzern ging die Liquidität aus, die Banken schossen nichts mehr nach. Offenbar haben die Deutschen aus dem Kapitel Holzmann gelernt, dass mit staatlichem Geld keine Arbeitsplätze in nicht konkurrenzfähigen Betrieben zu retten sind. Vom Niedergang der deutschen Riesen profitiert haben Hochtief, Bilfinger oder die Strabag. Jede Konsolidierung auf dem hart umkämpften Baumarkt kann den Überlebenden auf Teilmärkten nur nutzen. Das wäre bei einer Pleite der Alpine, die durch die vorläufige Atempause noch keinesfalls vom Tisch ist, genauso.

Die Alpine ist schwer defizitär, neue Aufträge zu lukrieren ist angesichts des Imageschadens schwierig. Der Konzern muss Beteiligungen (zwangs)verkaufen und zittern, dass die ausstehenden Haftungen nicht schlagend werden. Sollte Alpine dennoch Insolvenz anmelden müssen, ist es keinesfalls so, dass tausende Bauarbeiter ihre Jobs verlieren: Arbeiter wie Aufträge werden von der Konkurrenz übernommen. Um ihre Jobs müssen die Manager bangen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 5.3.2013)