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Beliebt zu scherzen: Sir Ferguson.

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Beliebt zu scoren: Cristiano Ronaldo.

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Beliebt zurechtzurücken: Jürgen Klopp.

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Manchester - Ob es am Dienstag (20.45 Uhr) zu einem Beschnuppern des Jack-Russell-Terriers mit dem lusitanischen Pfau kommen wird, ist nicht ganz sicher. Denn Ryan Joseph Giggs wird die Begegnung zwischen Manchester United und Real Madrid im Gegensatz zu Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro auf der Ersatzbank des Old Trafford beginnen.

Wir sprechen natürlich vom Achtelfinal-Rückspiel der Champions League, das nach dem 1:1 im Bernabéu auf des Messers Schneide stehen dürfte. Während für den Waliser der 1.000. Auftritt in seiner so unverwüstlichen wie unvergleichlichen Karriere beim englischen Rekordmeister im Raum steht, wird der "Artilheiro" des Weißen Balletts (146 Tore in 144 Pflichtspielen in den ersten drei Saisonen) zum ersten Mal ins Theater der Träume zurückkehren, seit er dieses 2009 um die fantastilliardische Summe von 94 Millionen Euro hinter sich gelassen hat.

Schmäh mit scharf

Alex Ferguson, unter dessen Ägide Ronaldo (28) ins ballesterische Erwachsenenalter überführt worden war, schätzt seinen Schützling über alle Maßen. Und der Manchester-Manager wird nicht zuletzt ihn vor Augen haben, wenn er die Spanier als Europas Konter-Könige hochlobt. Auf mögliche Techniken, diese Schnell-Züge zu unterbinden, habe man in der Vorbereitung besonderes Augenmerk gelegt. Angesichts der ziemlich brillanten Vorstellung des spanischen Meisters beim Königscup-Clásico vor einer Woche mit zwei Goals nach ebenjenen Gegenschlägen (plus einem aus einem Standard) sicher kein Fehler. 

Und Ferguson, im Camp Nou in beeindruckter Person vor Ort, beliebte dann gar zu witzeln: "Ich habe einen Plan. Er heißt Machete." Alternativen? Aber sicher. "Plan B ist das Maschinengewehr." Angesichts der kernigen Persönlichkeitsstruktur des Sir, der im Hinspiel Phil Jones (diesmal verletzt out) als Spezialbewachung auf Ronaldo angesetzt hatte, kann einem da das Lachen schon ein bisschen im Hals stecken bleiben.

Quadratur des Schweißes

Zuversicht bleibt aber trotz der umrissenen Bedrohungen die dominierende Gefühlslage. Die Möglichkeit, dass Real Höhenflüge wie jenen von Barcelona in Serie gehen lassen könnte, hält Ferguson für unrealistisch. Dafür sei von mindestens einem Torerfolg seines eigenen Teams auszugehen. Angesichts einer beinahe spektakulär konsolidierten Defensive und vier Zu-null-Partien in der Premier League hintereinander würde es für den Gegner dann schon recht schwer werden. Auf das gelungene Austarieren der unterschiedlichen Qualifikationen seiner Formation - genügend Zug zum Tor bei gleichzeitig unverminderter Wadlbeißerqualität - wird es in erster Line ankommen.

Zum Aufwärmen fiedelte United mit 4:0 über Norwich hinweg, Shinji Kagawa gab dabei mit einem Hattrick eine überzeugende Empfehlung für einen Stammplatz ab. Ferguson optierte in der Generalprobe erstmals in dieser Saison für ein angriffiges wie kompaktes 4-3-3 mit Carrick, Anderson und Kagawa hinter Valencia, van Persie und Wayne Rooney.

Der 27-Jährige dürfte sich diesmal mehr auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, während er sich Madrid für das gemeinsame Ganze noch selbstlos aufgeopfert hatte. "Ich bin in einem Alter, in dem die meisten Spieler ihren Zenit erreichen", findet Rooney. Nach einigen Verletzungen in den vergangenen Monaten fühle er sich jetzt "frisch und bereit" für die Bataille.

Vertrauen groß, Ausgangslage mittel

Real nutzte für seine eigene Präparation auf das große Spiel die Infrastruktur von Uniteds Stadtrivalen Manchester City, dessen Trainingsgelände sich in nächster Nähe von jenem des bald 20-fachen englischen Champions befindet. José Mourinho hatte sein Lager schon einen Tag früher als üblich auf die Insel verfrachtet, sogar der noch vor kurzem rekonvaleszente Iker Casillas findet sich im 24-Mann-Kader. Immerhin hatte Mourinho dem gesamten Mittelfeld wie auch dem angreifenden Personal beim 2:1 gegen Barcelona am Wochenende eine Ruhepause verordnet.

Taktisch jedoch war alles beim Alten geblieben und Real-B hatte in einer erneuten Milan-Gedächtnisvorstellung dem Erzrivalen die zweite Abreibung hintereinander verabreicht. Glaubensfestigkeit dürfte im Lager der Spanier insofern garantiert sein. Geht es nach dem Abwehrrecken Pepe, kommt das United-Spiel gar zum idealen Zeitpunkt. "Wir haben gezeigt, dass wir eine Einheit sind und bis zum Ende kämpfen", sagte der portugiesische Internationale, der am Samstag in die Khedira-Rolle als Mittelfeld-Allzweckwaffe geschlüpft war.

Und Mesut Özil bläst in nämliches Horn: "Wer in Barcelona gewinnt, kann auch in Manchester gewinnen", so der Deutsche. "Wir haben bereits im Hinspiel gezeigt, wozu wir fähig sind, und können jeden schlagen." Das klingt zwar gut, die Statistik lässt sich davon jedoch nicht so leicht überzeugen und meint: Bei acht Anläufen gelang es Real nur ein einziges Mal, nach einem Heim-Remis im Hinspiel noch die nächste Runde zu erreichen. Das Unikum begab sich vor 13 Jahren ausgerechnet gegen ein gewisses Manchester United. 

Cristiano Ronaldo, der Heimkehrer auf Zeit, wird sich eine Wiederholung wünschen - idealerweise mit ihm als Hauptdarsteller auf der Bühne des Traumtheaters. "Ich erwarte viel Applaus. Ich habe dort noch so viele Freunde, es war eine wunderbare Zeit", erinnert er sich an seine sechs Jahre im englischen Nordwesten. Pardon werde selbstverständlich trotzdem nicht gegeben. Denn: Ronaldo sei der ehrgeizigste Spieler, den er je kennengelernt habe, lobt Xabi Alonso. Und dieser bestätigt: "Wenn ich treffe, wäre das spektakulär."

Jürgen Klopp versteht etwas nicht

Das zweite Dienstag-Spiel bestreiten Dortmund und Schachtar Donezk, vor dem sich Borussias Jürgen Klopp genötigt sah, den professionellen Beobachtern ein bisschen die Leviten zu lesen: "Ihr solltet euch alle etwas disziplinieren", mahnte der Coach die Journaille. "Ich habe gelesen, wenn wir ausscheiden, sei es eine verlorene Saison. Das ist hart. Wenn ich so was lese oder dass das Spiel zur Ehrenrettung gepusht wird - da bin ich nicht intelligent genug, das zu verstehen." Nach dem 2:2 im Hinspiel stehen die Chancen Dortmunds auf das Erreichen des Viertelfinales gut. (Michael Robausch, derStandard.at, 5.3.2012)

Achtelfinal-Programm am Dienstag:

Manchester United - Real Madrid

Mögliche Aufstellungen:

Manchester: De Gea - Rafael da Silva, Ferdinand, Vidic, Evra - Carrick, Anderson - Valencia, Rooney, Kagawa - van Persie. Trainer: Ferguson

Madrid: López - Arbeloa, Ramos, Varane, Coentrão - Khedira, Xabi Alonso - Di María, Özil, Ronaldo - Higuaín. Trainer: Mourinho

Schiedsrichter: Cüneyt Çakir (Türkei)

Borussia Dortmund - Schachtar Donezk

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels (Santana), Schmelzer - Gündogan, Kehl - Blaszczykowski, Götze, Reus - Lewandowski. Trainer: Klopp

Donezk: Pjatow - Srna, Tschygrynski, Kucher, Rat - Fernandinho, Hübschman - Teixeira, Mchitarjan, Taison - Luiz Adriano. Trainer: Lucescu

Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)