Essen ist der ursprünglichste Ausdruck von Kultur. Auf den Märkten der Welt hat man dazu den unmittelbarsten Kontakt.

Foto: Sabine Zettl

Reisen und Glück zu verbinden hat für mich immer einen besonderen Stellenwert – vor allem da ich es stehts aus zwei Perspektiven betrachte. Zum Ersten aus jener der Reiseleiterin, Köchin und Almführerin, zum Zweiten aber auch aus jener der Reisenden. Als Reiseleiterin möchte ich vermitteln! Ich möchte meinen Gästen die Schönheit, die Eigenheit und die Besonderheit des bereisten Landes zeigen.

Für mich persönlich stellt die Besonderheit einer jeden Stadt oder eines jeden Dorfes der belebte Marktplatz dar. Nirgendwo sonst trifft man besser auf Menschen die eine Kultur ausmachen, als am Markt. Stunden möchte ich auf diesen verbringen – in einem kleinen Kaffee sitzend und beobachten. Wie gehandelt wird, wir gestikuliert wird, kurzum – wie gelebt wird.

In die Geheimnisse von Düften, Farben und Traditionen eingebunden zu werden, das kann mal wohl kaum woanders besser kennenlernen, als dort, wo man für einen Bruchteil seines Lebens ein Teil dieser Menschen sein darf.

Glücklich sein auf Reisen heißt für mich, mit Menschen in Kontakt zu kommen, ihre Geschichten zu hören, von ihrem Alltag und ihren Sorgen zu erfahren, über das Essen zu reden. Ich suche meist einen Gleichklang zwischen dem bereisten Land und mir. Das geht selbstredend in Italien, wo ich vor fast 20 Jahren gelebt habe, am einfachsten, da mir die Kultur, die Landschaft und die Menschen, in erster Linie im Süden, so vertraut sind. In anderen von mir bereisten Ländern lasse ich mich fallen, frage viel, versuche mit Gestik und Mimik den Kontakt zu den Menschen zu finden. Oft habe ich auch Glück und ich kann mich auf Englisch oder Italienisch verständigen.

Glücklich sein auf Reisen heißt für mich unbedingt auch,  Zeit zum Fotografieren haben, Besonderheiten entdecken, auf Veranstaltungen oder Festivals gehen, die abseits von Touristenpfaden abgehalten werden.

Reisen ist für mich Nahrung für meine Seele, Nahrung für meinen Horizont, den ich dadurch immer wieder erweitern kann, immer wieder mit Bildern füttern kann, die mir bisher unbekannt waren.

Ich muss nicht immer weit weg fahren um glücklich zu sein. Ich finde die steirischen Almen sind ein Naturjuwel und die Süd-Italienischen kennt kaum jemand, sind aber von natürlicher, fast nostalgisch anmutender Schönheit... Man muss nicht immer weit fahren, um Schönheit und Glück zu erleben!

Mein größtes Glück bei all diesen Unternehmungen jedoch ist ganz klar, dass mein Partner und ich auf Reisen immer "in die gleiche Richtung schauen", denn zu zweit macht all das einfach mehr Spaß. (Sabine Zettl, derStandard.at, 4.3.2012)