Wien - Zwischen 40.000 und 80.000 Österreicher leiden an Hepatitis C. Eine Erkrankung, die zur Leberzirrhose bis hin zu inoperablem Leberkrebs führen kann. Die Medizinische Universität Wien, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, ist aktuell an klinischen internationalen Studien beteiligt, die eine Entwicklung Interferon-freier Therapien für diese Art der Virus-Hepatitis vorantreiben. "Ziel ist eine Therapie mit höherer Effektivität und mit weniger Nebenwirkungen", sagt der Hepatologe Harald Hofer.

Die Dunkelziffer der an Hepatitis-C-Erkrankten in Österreich ist hoch, denn die Erkrankung hat keine eindeutigen Symptome. Hofer: "Das häufigste Symptom ist leider unspezifisch, nämlich Müdigkeit." Zumeist wird Hepatitis C, das ist eine Entzündung der Leber aufgrund einer Infektion mit dem Hepatitis C-Virus, zufällig anhand schlechter Leberwerte diagnostiziert. Eine Gelbsucht kann – muss aber nicht – mit einer Infektion einhergehen.

Antivirale Wirkung

Die Standard-Therapie der Erkrankung ist eine Kombinationstherapie mit Interferon-alpha, welches eine immunstimulierende, antivirale Wirkung besitzt. Interferon wird bei Hepatitis C über einen Zeitraum von bis zu zwölf Monaten einmal pro Woche injiziert. Unerwünschte Nebenwirkungen sind unter anderem Grippe ähnliche Symptome wie Gliederschmerzen, Fieber oder Kopfschmerzen, aber auch Depressionen, Fehlfunktionen der Schilddrüse oder Haarausfall.

"Bei Neuinfektionen ist die rechtzeitige Therapie von großer Wichtigkeit, weil dadurch der Übergang in eine chronische Erkrankung verhindert werden kann", betont Hofer.  Besteht bereits eine Chronizität der Erkrankung kann das Virus durch eine Therapie dauerhaft ausgeheilt werden. "99 Prozent der Patienten, die nach einer sechsmonatigen Nachbeobachtungsphase virusfrei sind, bleiben das auch. Die späte Rückfallsrate ist extrem niedrig. Aber vor allem bedeutet eine erfolgreiche Therapie eine niedrigere Wahrscheinlichkeit an Leberkrebs zu erkranken und einen Überlebensvorteil für die Patienten, wie rezente Forschungsergebnisse zeigen." so Hofer.

Zielgerichtete Therapie

Jährlich werden an der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien mehrere hundert PatientInnen behandelt, ein Teil davon im Rahmen klinischer Studien. In laufenden klinischen Studien wird an interferonfreien Kombinationstherapien geforscht, so genannten DAA-Therapien ("Direct Acting Antiviral Therapy"). Der Vorteil laut Hofer: "Diese Therapien wären direkt auf das Hepatitis C-Virus zielgerichtet." Die Vision ist, so der Hepatologe, in naher Zukunft eine klinisch einsetzbare, interferonfreie Therapie zu haben.

Übertragen wird Hepatitis C über das Blut, etwa bei Tätowierungen, bei Drogenkonsum mit Spritzen, Blutkonserven usw. Die Infektion kann bereits Jahre zurückliegen. Eine Übertragung im Alltag ist praktisch nicht möglich. (red, derStandard.at, 4.3.2013)