Demografisch betrachtet war er bis zum Wahlsonntag ein unbekanntes Wesen, doch seit dem Urnengang in Niederösterreich und Kärnten hat er schärfere Konturen angenommen: der Stronach-Wähler - also rund jeder Zehnte der Stimmberechtigten, der dem betagten Neo-Parteichef seine Stimme geschenkt hat, obwohl der Magna-Gründer die halbe Zeit in Übersee weilt - und der, wenn er da ist, vor allem über die Missstände hierzulande herzieht.

Wer hat sich für diesen "angry old man" entschieden - und hofft, dass der 80-Jährige und sein Team bald das gesamte Land mit dem Mantra "Wahrheit, Transparenz, Fairness!" mitgestalten? Der Politologe Peter Filzmaier hat diese Spezies studiert. Eines gleich vorweg: Der typische Stronach-Wähler ist ein Mann. Frauen "irritiert" der Herr mit dem seltsamen steirisch-kanadischen Akzent und seinen skurrilen Fernseh-Auftritten "als Typ viel mehr", erklärt der Experte.

Ob Stronachs Anhänger auch eher vom Jahrgang des Parteichefs sind? In Kärnten nicht unbedingt, analysiert Filzmaier: "Dort haben auch jüngere Männer bis 30 - vor allem ehemalige Haider-Wähler - für Stronach votiert. In Niederösterreich dagegen waren das meist ältere Männer." Eines haben der Stronach-Wähler im Schatten der Karawanken und der im flachen Land gemeinsam: "Subjektiv sieht er eine sehr negative Entwicklung des Landes - und eine Verschlechterung seiner Lebenssituation, wofür er die Politik, nicht sich selbst verantwortlich macht", so der Politikwissenschafter. Weniger vornehm ausgedrückt: Der Stronach-Wähler ist ein frustrierter Protestwähler, der erst an Jörg Haider, dann an Heinz-Christian Strache geglaubt hat - und nun spricht die enttäuschten Arbeiter und Selbstständigen eben Stronach an, weil es der erfolgreiche Industrielle versteht, sich als "Arbeiterbua" aus Weiz und gelernter Werkzeugmacher zu inszenieren.

Sein Wähler wünscht sich von ihm mehr Kontrolle der Mächtigen - obwohl der Milliardär wegen seines günstigen Schlosses am Wörthersee selbst die Korruptionsstaatsanwaltschaft am Hals hat. "Was den Stronach-Wähler aber vor allem antreibt, sind die für ihn gestiegenen Kosten des Alltags. Die Teuerung versetzt ihn in helle Empörung", weiß Filzmaier. Dabei hat der Stronach-Fan tendenziell weniger Kinder durchzufüttern als der Schnitt. Denn die jüngere Ausgabe von ihm ist meist kinderlos - und bei den älteren Semestern ist der Nachwuchs längst außer Haus. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 4.3.2013)