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Die Gold-Adler (v. li.): Wolfgang Loitzl, Gregor Schlierenzauer, Manuel Fettner und Thomas Morgenstern bei einer Siegesfeier in einem Lokal in Predazzo.

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Es war mehr ein Balance- als ein Kraftakt, der letzte Bewerb mit österreichischer Beteiligung anlässlich der dritten nordischen Weltmeisterschaften im Val di Fiemme. Der recht reife Teamdebütant Manuel Fettner (27) leitete nach insgesamt engem ersten Durchgang die Fortsetzung der Serie an Siegen in Mannschaftsbewerben der Skispringer bei Großereignissen ein.

Der gebürtige Wiener vom SC Bergisel Innsbruck stand seinen zweiten, sehr weiten Versuch, obwohl die Bindung des rechten Skis bei der Landung aufgegangen war - Telemark auf einem Bein. Da gratulierte selbst die Konkurrenz. Und Thomas Morgenstern, im ersten Versuch recht schwach, flog im Finish ungeachtet einer im Training erlittenen Bänderblessur im Knie so weit, dass es für Gregor Schlierenzauer schließlich ein Leichtes war, das en suite neunte einschlägige Gold bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen heimzuspringen.

Schlierenzauer und der starke Starter Wolfgang Loitzl feierten jeweils ihr siebentes, Morgenstern trotz starker Schmerzen sein achtes WM-Gold. "Was Manuel in dieser Situation geleistet hat, ist schon einmalig", sagte Chefcoach Alexander Pointner. Der 42-Jährige darf die Erfolge seiner Springer ja auch auf seine Kappe nehmen, hält also bei insgesamt 31 Medaillen unter seiner Verantwortung. Die Zukunft des Mannes mit der Fahne war ohnehin klar. In Sotschi bei Olympia 2014 steuerte er sein nächstes Großereignis an. Dass die Konkurrenz näher gerückt ist und nicht verharren wird, zeigten die Tage in Predazzo nochmals deutlich. Kritik an seinem Wirken nimmt Pointner zur Kenntnis, er tut sie noch mit Neidgefühlen der Kritiker ab.

Schlierenzauer: "Man kann nicht alles haben"

Gregor Schlierenzauer, Sieger der Vierschanzentournee, Führender im Weltcup und bestes Argument für Pointner, war mit einmal Gold und zweimal Silber der erfolgreichste Österreicher der WM. "Ich fahre mit drei Medaillen heim. Natürlich wäre mehr möglich gewesen, aber man kann nicht alles haben. Es war trotzdem eine sehr erfolgreiche WM", sagte der 23-jährige Schlierenzauer.

Die positive Überraschung waren aber die Kombinierer von Chefcoach Christoph Eugen. Sie konnten zwar ihre beiden Goldenen von Oslo 2011 nicht verteidigen, waren aber nach Anzahl der Medaillen im Trentino ebenso erfolgreich wie seinerzeit in Norwegen (wo die Skispringer alle fünf Goldenen gewonnen hatten).

Bernhard Gruber fügte seinem Einzelsilber im Großschanzenbewerb am Samstag auch noch Silber im Teamsprint an der Seite von Wilhelm Denifl hinzu. Die erste der insgesamt drei Silbernen hatte ja Mario Stecher im Normalschanzenbewerb errungen.

Denifl: "Das hat uns keiner zugetraut"

"Wir waren eine tödliche Mischung für die Konkurrenz", sagte der Bad Gasteiner Gruber (30), der hinter Frankreichs Dreifachweltmeister Jason Lamy Chappuis, aber vor dem Deutschen Eric Frenzel ins Ziel gekommen war. Der Tiroler Denifl (32), erstmals Partner von Gruber, war zehn Jahre nach seiner ersten und bis Samstag einzigen WM-Medaille - Teamgold just im Fleimstal - völlig von den Socken: "Das hat uns keiner zugetraut."

Die Causa Stecher - dem 35-Jährigen wurde nach Kritik am Langlaufski die Unterstützung des Ausrüsters entzogen - dürfte übrigens bald ausgeräumt sein. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der am Samstag die Erfolge seiner Skispringer und Kombinierer vor Ort miterlebte, machte klar, dass er einerseits fest hinter dem Eisenerzer steht, andererseits aber Fischer stets ein verlässlicher Partner gewesen sei. Selbst eine Aussöhnung Fischers mit Stecher, der Olympia 2014 in Sotschi anstrebt, scheint nicht ausgeschlossen.

Versöhnt ist Schröcksnadel endgültig mit der Sektion Langlauf von Markus Gandler, die im Val di Fiemme Zukunftspotenzial zeigte. Dass die abschließenden Langdistanzrennen bei Damen und Herren nicht mehr besetzt wurden, war allerdings ein Wermutstropfen.

Österreich kam nach Platz zwei in Oslo im Medaillenspiegel von Predazzo auf Rang fünf. Italien ging wie schon 2003 als guter Gastgeber leer aus. (Sigi Lützow aus Predazzo, DER STANDARD, 3.3.2013)