Damaskus/Bagdad - Die irakische Armee soll syrische Soldaten bei einem Gefecht gegen Rebellen an der Grenze unterstützt haben. Aktivisten berichteten, der von den Rebellen eingenommene Grenzübergang Jarubiya sei am Samstag von einem Hubschrauber der irakischen Luftwaffe aus angegriffen worden. Der syrische Staatschef Bashar al-Assad, gegen den die Rebellen seit knapp zwei Jahren kämpfen, will sich unterdessen nach iranischen Regierungsangaben im kommenden Jahr erneut um das Präsidentenamt bewerben.

Die Nachrichtenwebsite All4Syria meldete unter Berufung auf Augenzeugen, während der Gefechte um den Grenzübergang Jarubiya hätten zuvor auch Scharfschützen von der irakischen Seite der Grenze aus auf die Rebellen geschossen. Auch mehrere Mörsergranaten seien von dort aus auf syrisches Territorium abgefeuert worden. Einige syrische Soldaten hätten während des Gefechts Zuflucht im Irak gesucht. Die schiitischen Regierungsparteien im Irak sympathisieren mit dem Assad-Regime. Die sunnitischen Parteien stehen auf der Seite der Revolutionäre.

"Präsident Assad und andere Kandidaten werden an der nächsten Wahl teilnehmen, und das syrische Volk kann wählen, wen es will", sagte der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi am Samstag nach einem Treffen mit seinem syrischen Amtskollegen Walid al-Muallem in Teheran. Bis zu der Wahl im Jahr 2014 sei Assad "rechtmäßiger Präsident" Syriens. Der Iran ist der letzte enge Verbündete Syriens in der Region.

"Keine andere Wahl"

Salehi sagte, sein Land wolle zwar ein Ende des Blutvergießens in Syrien, aber die Regierung Assads habe "keine andere Wahl", als weiter gegen die "Terroristen" vorzugehen. Teheran werde Damaskus nicht im Stich lassen. Zugleich erklärte Salehi seine Unterstützung für einen Aufruf der Regierung in Damaskus an die bewaffnete Opposition, Verhandlungen aufzunehmen. Dies sei ein "positiver Schritt". "Wir glauben, dass es für die Krise keine militärische Lösung gibt", sagte Salehi.

Muallem verurteilte seinerseits die Ankündigung von US-Außenminister John Kerry, die syrische Opposition mit 60 Millionen Dollar (rund 46 Millionen Euro) für "nicht tödliche" Ausrüstung zu unterstützen. "Gibt es irgendwelche Waffen, die keine Menschen töten?", fragte der syrische Minister. Bei einer Konferenz in Rom hatten die USA am Donnerstag den Rebellen erstmals direkte Hilfe zugesagt. Laut US-Medien sollen zwar keine Angriffswaffen, aber Kampfausrüstung wie etwa Fahrzeuge, Kommunikations- und Nachtsichtgeräte bereitgestellt werden.

Notwendigkeit einer politischen Lösung

Sowohl die syrische Opposition als auch die Staatsmedien berichteten am Samstag über das Telefonat des US-Präsidenten Barack Obama mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dabei hatten am Freitag beide die Notwendigkeit einer politischen Lösung für den seit März 2011 andauernden blutigen Konflikt in Syrien gefordert. Auch Russland gehört zu den Verbündeten des Assad-Regimes.

Muallem unterstellte der Türkei und Katar, Terrorismus in Syrien zu fördern. Er zeigte sich aber offen für Verhandlungen mit der Opposition. "Unsere rote Linie bei den Verhandlungen ist nur die Achtung der Souveränität des Landes - und dass Ausländer die syrische Regierung nicht als Schachfigur für ihre politischen Ziele benützen."

Die Protestbewegung gegen Assad hatte vor knapp zwei Jahren begonnen und sich zu einem blutigen Bürgerkrieg ausgeweitet. In dem Konflikt wurden nach Angaben der UNO bisher rund 70.000 Menschen getötet.

Nachschub für die Regierungstruppen gesichert

Im Norden Syriens kamen bei schweren Kämpfen nach Angaben von Aktivisten Dutzende Menschen ums Leben. Mehrere "Bataillone" von Rebellen lieferten sich am Samstag in Raka, 550 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Damaskus, Gefechte mit Regierungstruppen, erklärte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Es seien Explosionen in der Stadt zu hören, Rauch steige auf.

Die Armee habe mehrere Viertel von Raka sowie Vororte unter Beschuss genommen, erklärten die Aktivisten weiter. Die Angaben der Beobachtungsstelle waren zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüfbar. Genauere Angaben zur Zahl der Opfer machte sie nicht. Laut Beobachtungsstelle und Rebellen an Ort und Stelle setzte die syrische Luftwaffe Kampfhubschrauber ein, um Stellungen der Rebellen anzugreifen. Raka liegt am Euphrat unweit der Grenze zur Türkei. In der strategisch wichtigen Stadt leben normalerweise rund 240.000 Menschen. Seit Beginn des Aufstands gegen Assad suchten zahlreiche Syrer dort Zuflucht vor der Gewalt.

Assads Armee gelang es, die Rebellen aus mehreren Dörfern zu vertreiben, die an der Route zwischen Hama und Aleppo liegen. Damit ist der Nachschub für die Regierungstruppen wieder gesichert. Das Oberkommando in Damaskus teilte am Samstag mit: "Sicherheit und Stabilität sind in die Dörfer, die an der Überlandstraße liegen, zurückgekehrt." Die Opposition berichtete ihrerseits von zahlreichen Opfern unter den Rebellen in Aleppo, die am Samstag auch aus der Luft bombardiert worden seien. Sie hätten ihrerseits in der Nähe des Militärflughafens Minigh einen Hubschrauber abgeschossen, hieß es. (APA, 2.3.2013)