Ferdinand Lechner: "Wir werden es nicht verhindern können, dass ein anderer Architekt oder Bauträger das Projekt nachbaut."

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Der Projektentwicklung ging eine jahrelange Forschungsarbeit mit der TU Wien voraus, die vom ZIT, der Technologieagentur der Stadt Wien, mit 250.000 Euro gefördert wurde.

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Ferdinand Lechner, Vorstand des Linzer Instituts für Anlagenberatung (ifa), stellte am Donnerstag gemeinsam mit dem Wiener Büro "nonconform architektur vor ort" und dem TU-Professor Erich Raith die Pläne für "Das Neue Stadthaus" vor (siehe dazu auch Artikel).

Es soll flexibel und leicht adaptierbar sein. Möglich ist dies dank einer Skelettbauweise mit Stahlbeton-Fertigteilen, wobei die Elemente mit einer Größe von 6,25 mal 10,05 Metern den wirtschaftlich optimalen Maßen für Tragfähigkeit, Fertigung und Transport entsprechen. In den Stützen sind bereits Haustechnik-Schächte integriert, was eine nahezu beliebige Situierung der Sanitäreinheiten zulässt. Und schließlich beträgt die Raumhöhe durchgehend drei Meter. Damit gibt es laut Bauordnung keinerlei Einschränkung mehr bezüglich der Nutzung. Lediglich das Erdgeschoß ist mit 4,80 Meter deutlich höher, was eine Nutzung in Form von Geschäftslokalen und Gastronomie ermöglicht.

Im Interview erklärt Lechner, wie sich "Das Neue Stadthaus" bei Bedarf von Büro- auf Wohnnutzung adaptieren lässt. Wojciech Czaja stellte die Fragen.

STANDARD: Was kann das Stadthaus besser als jeder andere Büroneubau?

Lechner: Die zwei Schlagworte lauten Qualität und Flexibilität. Das heißt: Es sind sowohl Einzelbüros als auch Großraumbüros möglich. Doch der größte Unterschied zu einem klassischen Bürogebäude ist: Sollte die Nachfrage nach Büroimmobilien eines Tages sinken, dann kann die Struktur sehr leicht adaptiert werden, beispielsweise als Wohnhaus. Das ist eine Nachhaltigkeit, die bei den meisten Büroneubauten nicht existiert.

STANDARD: "Das Neue Stadthaus" ist markentechnisch geschützt. Wie genau soll das Copyright in der Praxis zur Anwendung kommen?

Lechner: Wir werden es nicht verhindern können, dass ein anderer Architekt oder Bauträger das Projekt nachbaut. Der Markenschutz soll mehr eine Art Qualitätssiegel sein – so wie es heute auch schon Green und Blue Buildings gibt.

STANDARD: Der Stadthaus-Prototyp wird in Wien-Favoriten errichtet. Wie lauten die Eckdaten?

Lechner: Wir haben kürzlich drei Parzellen im Bereich Jagdgasse, Buchengasse und Laxenburger Straße aufgekauft. Auf einem der drei Blöcke werden wir ein Stadthaus errichten. Wir sprechen da von circa 2500 Quadratmetern. Baubeginn ist nächstes Jahr, die Fertigstellung ist dann für Ende 2015 bzw. Anfang 2016 geplant.

STANDARD: Wie werden Sie bei Folgeprojekten mit der Flächenwidmung umgehen?

Lechner: Nach der derzeitigen Lage werden wir die Widmung von Projekt bis Projekt individuell festlegen müssen. Vielleicht wird die Flächenwidmung ja eines Tages etwas liberaler sein.

STANDARD: Wie wird das Projekt  finanziert?

Lechner: Entweder machen wir ein Bauherrenmodell, bei dem sich Private in Form von Miteigentum beteiligen können. Oder wir finanzieren das Projekt zur Gänze selbst. Das wird sich erst weisen.

STANDARD: Miete oder Eigentum?

Lechner: Alle Flächen werden vermietet. Wohnungseigentum ist nicht angedacht. Die Mietkosten werden bei etwa 6,30 Euro pro Quadratmeter liegen, wobei die Miete für die Dauer von 20 Jahren gedeckelt sein wird. So lange wird es dauern, bis das Förderdarlehen der Stadt Wien mit einem Prozent Verzinsung abbezahlt sein wird. Einen Eigenmittelanteil wird es nicht geben. (DER STANDARD, 2./3.3.2013)