Wien - "Ich glaube nicht, dass die Trendwende schon geschafft ist." Andreas Treichl, Chef der Erste Group, hat sich am Donnerstag anlässlich der Präsentation des Jahresergebnisses für 2012 wenig optimistisch gezeigt. Die schwierige wirtschaftliche Lage in Europa mache es notwendig, dass die Bank weiter ihren Sparplan durchzieht. Im Vorjahr haben Wertberichtigungen in Rumänien das Ergebnis mit 470 Millionen Euro belastet, ebenso der Verkauf des Geschäfts in der Ukraine.

Kapitalsituation verbessert

Treichl betonte aber, dass die Bank ihre Kapitalsituation stark verbessert habe. Dass die Minderheitenanteile auch künftig zum Eigenkapital gerechnet werden, hat zudem eine drohende 1,6-Milliarden-Euro-Kapitallücke für die Bank geschlossen. Das Eigenkapital ist zudem gestiegen, von 15,2 Milliarden Euro auf 16,3 Milliarden. Das staatliche Partizipationskapital hat die Bank aber vorerst noch nicht zurückgezahlt. Dafür will der Vorstand wieder eine Dividende zahlen: 40 Cent je Aktie.

Das Kreditgeschäft lahmt nach wie vor. Daher habe das Institut vor wenigen Wochen knapp vier Milliarden Euro an Refinanzierungsgeschäften mit der Europäischen Zentralbank EZB zurückgefahren.

Kritik an Bonus-Deckelung

Zu den Beschränkungen von Bonuszahlungen auf europäischer Ebene äußerte sich der Erste-Chef kritisch. Das werde Europas Investmentbanken im Vergleich zu US-Instituten deutlich benachteiligen. "Banken sind keine Zockerbuden", glaubt Treichl. Die Erste selbst habe aber mit der beschlossenen Begrenzung "kein Problem". In der gesamten Gruppe mache der variable Gehaltsanteil rund 30 Prozent vom Fixum aus. Auch Treichls Bonus (sein Fixum lag 2012 unverändert bei 1,2 Millionen Euro, der variable Anteil steht noch nicht fest) werde unter 100 Prozent liegen. (sulu, DER STANDARD, 1.3.2013)