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In den ersten Tagen einer Neuinfektion ist das HI-Virus im Blut nicht nachweisbar, eine Übertragung jedoch schon möglich.

Foto: APA/BARBARA GINDL

In Österreich ist eine Spitalspatientin durch eine Blutkonserve mit dem HI-Virus infiziert worden. Das gab das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK), das die Konserve geliefert hatte, am Donnerstag bekannt. "Wir sind tief betroffen, dass es zu dieser Übertragung gekommen ist, und unser Mitgefühl gilt der betroffenen Person und ihren Angehörigen", erklärte ÖRK-Generalsekretär Werner Kerschbaum. "Selbstverständlich haben wir auch umgehend alle relevanten Behörden in Kenntnis gesetzt."

Das infizierte Blut wurde laut Kerschbaum am 10. Jänner im Bereich der Spendezentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland abgegeben. Erhalten hat die Spende eine Patientin mit Magenblutung. Als die Blutung nochmals auftrat, führte das Spital einen Bluttest durch und stellte dadurch die Ansteckung fest.

Diagnostisches Fenster

Die Infektion erfolgte den Angaben zufolge innerhalb des sogenannten diagnostischen Fensters. In den ersten Tagen einer Neuinfektion ist das HI-Virus im Blut nicht nachweisbar, eine Übertragung jedoch schon möglich. Das diagnostistische Fenster bei HIV ist - wie bei anderen Infektionskrankheiten - neun Tage lang.

Dieses Restrisiko kann mit keinem zur Verfügung stehenden Test ausgeschlossen werden. Das maximale Restrisiko, dass es zu so einem Fall kommt, beträgt laut ÖRK 1 zu 2,5 Millionen. Dass weitere Personen betroffen sind, schließt das Rote Kreuz aus, da es sich um eine einzige Konserve gehandelt habe.

Einzelfalluntersuchung der Rückstellprobe

Als die Infektion bekannt wurde, wurde in der der Blutspendezentrale die sogenannte Rückstellungsprobe - der zurückbehaltene Rest des Spenderbluts - einer Einzelfalltestung unterzogen, die je zweimal positiv und negativ ausfiel. Das Ergebnis lag am Mittwoch vor.

Diese Testung dauert im Gegensatz zu den Routineuntersuchungen, die innerhalb eines Tages abgeschlossen sind, für einen Fall drei Tage lang. Deshalb ist dieses Verfahren, wie die Fachleute bei der Pressekonferenz erklärten, nicht routinemäßig einsetzbar. Bei einer breiten Anwendung sei der Test länger als die Lebensdauer der Blutkonserven, sagte Kerschbaum.

Hilfe für Spender und Empfängerin

Man sei sofort mit den betroffenen Personen und ihren Angehörigen in Kontakt getreten und habe medizinische und psychosoziale Unterstützung angeboten. Der infizierten Frau wurde laut Kerschbaum auch finanzielle Hilfe aus einem Fonds angeboten, in den das Rote Kreuz für derartige Fälle einzahlt. Hilfe - über deren Ausmaß nicht das Rote Kreuz entscheidet - wird den Angaben zufolge unter der Bedingung gewährt, dass keine anderen Rechtsansprüche gestellt werden.

Normale Lebenserwartung trotz Infektion

Die Spendenempfängerin hat bereits eine antiretrovirale Kombinationstherapie erhalten und ist nach Angaben von Norbert Vetter, HIV-/Aids-Experte am Otto-Wagner-Spital in Wien, wo diese Behandlung durchgeführt wird, derzeit frei von Symptomen. Er geht davon aus, dass die Frau eine normale Lebenserwartung hat.

Blut durchläuft 15 Tests

Man sei sehr betroffen durch den Fall, versicherte Kerschbaum. "Die absolute Sicherheit - die gibt es bei einer Bluttransfusion nicht und wird es nach Auskunft von Spezialisten auch nicht geben", sagte der ÖRK-Generalsekretär. Die Überprüfung von Spenderblut erfolge nach international anerkannten Kriterien. "Es liegt kein schuldhaftes Verhalten der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und Burgenland vor", konstatierte der Generalsekretär.

Blut durchläuft nach der Abnahme vom Spender mehr als 15 Tests. Geregelt sind diese Parameter durch das Blutsicherheitsgesetz. Darin ist auch die freiwillige und unbezahlte Blutspende festgeschrieben. Dieses ethische Prinzip spielt im Hinblick auf die Sicherheit eine bedeutende Rolle. Blutprodukte von unbezahlten Spendern gelten als die sichersten.

Erster Fall seit 15 Jahren

Der aktuelle Fall einer HIV-Infektion durch eine Bluttransfusion ist der erste beim Roten Kreuz seit 15 Jahren, nicht aber die absolute Ausnahme: In Oberösterreich habe es 2007 oder 2008 einen solchen Fall gegeben, beim RK selbst zuletzt 1998 - ebenfalls verursacht durch ein diagnostisches Fenster, wie Kerschbaum sagte. In RK-Blutspendezentralen sind in den vergangenen Jahren in 14 Fällen HI-Viren in Blutkonserven gefunden worden. In einem solchen Fall wird der Spender angeschrieben und zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Ein Spender könne für eine Infizierung haftbar sein - schuldhaftes Verhalten vorausgesetzt. (APA/red, derStandard.at, 28.2.2013)