Wien - Wer eine Stunde in der Arbeit sitzt, tut nur 37 Minuten "wirklich" etwas. Der Rest der Zeit, sohin 23 Minuten, wird unproduktiv verbracht, errechnete der Unternehmensberater Czipin Consulting. Über die vergangenen 20 Jahre hinweg sind die Mitarbeiter nicht fauler oder fleißiger geworden, die Produktivität blieb bei etwa 60 Prozent (2012: 61,5 Prozent) stabil. Das Potenzial liegt laut Czipin bei 85 Prozent, Unternehmen vergeudeten Milliarden - selbstverschuldeterweise.

Mehr als 51 Minuten pro Stunde (85 Prozent) produktiv zu sein ist der Studie zufolge gar nicht möglich. Dass das Potenzial nicht genutzt wird, liegt weniger an den Beschäftigten, sondern vielmehr an schlechter Planung sowie an den Führungskräften.

Die mangelnde Planung und Steuerung von Arbeitsabläufen ist Czipin zufolge für den überwiegenden Teil der Produktivitätsverluste verantwortlich (2012: 56 Prozent). Probleme in diesem Bereich haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, 2009 war der Anteil erst bei 47 Prozent gelegen.

Arbeitsmoral ist nicht das Problem

Als Ursache Nummer zwei werden mit einem Fünftel die Chefs selbst ausgemacht. Um die Effizienz zu steigern, sollten Manager die Arbeitsprozesse klar definieren und ihren Mitarbeitern operative Ziele setzen und ihnen dafür auch die notwendige Verantwortung übertragen.

Die Arbeitsmoral ist hingegen nicht das Problem: Nur 4,7 Prozent nicht genutzten Produktivität ist der Studie zufolge auf exzessive Pausen oder unmotivierte Arbeitsausführung zurückzuführen. Dieser Anteil ist in vergangenen Jahren deutlich gesunken: 2009 war die schlechte Arbeitsmoral noch zu 12,4 Prozent schuld an der nicht "wertschöpfend" genutzten Arbeitszeit gewesen. Weitere Ursachen, die Czipin anführt, sind IT-Probleme (2012: 8,5 Prozent), fehlende Qualifikation (6,6 Prozent) und schlechte Kommunikation (4,5 Prozent).

Auch Staat kann etwas beitragen

All dies kostet Österreichs Unternehmen Milliarden, errechnete der Unternehmensberater, der für die Studie 427 Einzelanalysen von 2009 bis 2012 ausgewertet hat. Ausgehend von der österreichweiten Lohn- und Gehaltssumme von 119,8 Mrd. Euro wird ein Leistungssteigerungspotenzial von 30,7 Mrd. Euro ausgemacht. "Diese Summe wird zurzeit in Österreichs Unternehmen nicht wertschöpfend eingesetzt und liegt somit brach."

Daneben kann auch der Staat einiges zur Steigerung der Produktivität beitragen, indem er endlich die Lohnnebenkosten senkt, meint Czipin. In Österreich seien die Lohnstückkosten nach der Krise in viel stärkerem Ausmaß gestiegen als im Eurozonenschnitt, besonders 2012 und wahrscheinlich auch 2013. Österreich verliere so sukzessive an Wettbewerbsfähigkeit. (APA, 28.2.2013)