Der Historiker Peter Pirker fordert die Aufstockung des Budgets für das Mahnmal.

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Wien - Die Suche nach einem geeigneten Standort für das Wehrmachtsdeserteursdenkmal hat Monate gedauert. Nach zähen Verhandlungen zwischen der Stadt Wien und dem Personenkomitee "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" einigte man sich auf den Ballhausplatz. Ein nun verschickter Text für die Auslobung eines Wettbewerbs durch Kunst im öffentlichen Raum (Kör) sorgt jetzt für neuen Ärger.

Beim Personenkomitee, das seit Jahren für das Denkmal kämpft, ist man enttäuscht. "Ich sehe hier kein großes Bekenntnis der Stadt, ein würdiges Denkmal zu etablieren", sagt der Historiker Peter Pirker im STANDARD-Gespräch. Ganz im Gegenteil: "Man versucht, das Denkmal möglichst klein und unauffällig zu halten."

Der Hauptkritikpunkt des Personenkomitees: Das mit 150.000 Euro festgelegte Umsetzungsbudget ist nicht ausschließlich für die künstlerische Gestaltung gedacht. Bis ins Kleinste - Abbau eines Radständers oder die Umsiedelung einer Streusandkiste - wird in der Auslobung festgehalten, was einzuberechnen ist. Pirker: "Es müssen alle Vorarbeiten, also auch etwa die Entfernung alter Fundamente bezahlt werden." Dadurch schmälere sich der Betrag für das Denkmal, das noch heuer errichtet werden soll, weiter.

Das Personenkomitee fordert nun eine deutliche Aufstockung des Budgets. Die Kosten für die gesamten Vorarbeiten sollten aus den Töpfen der jeweils zuständigen Magistratsabteilungen bestritten werden.

Auffallend an dem Auslobungstext ist: Es werden keine Künstler und Künstlerinnen genannt, die am Wettbewerb teilnehmen wollen. Die Zeit drängt: Nächste Woche Dienstag findet nämlich die konstituierende Sitzung des sogenannten Beurteilungsgremiums statt, welches das Siegerprojekt küren soll. Bis dahin soll auch die Liste der eingeladenen Künstler vorliegen, heißt es bei Kör.

Auf die Kritik reagiert man irritiert, schließlich handle es sich erst um einen "Entwurf der Auslobung", sagt Kör-Geschäftsführerin Martina Taig. Bei der konstituierenden Sitzung werde erst "eine Endversion fixiert", sagt sie zum STANDARD - "da können auch etwaige Wünsche in den Text eingearbeitet werden".

Bei einem anderen Denkmalprojekt ist man schon weiter. Vor dem Klagenfurter Landesgericht wird im April eine zweisprachige Gedenkstätte für die Opfer der NS-Justiz errichtet. Die 2,30 Meter hohe und 1,20 Meter breite, frei stehende Natursteintafel wird die Namen der 47 zum Tode verurteilten Menschen tragen. Die Urteile waren vom berüchtigten Präsidenten des Volksgerichtshofs, Roland Freisler, gefällt worden. (Peter Mayr, DER STANDARD, 27.2.2013)