Bild nicht mehr verfügbar.

Der letzte öffentliche Auftritt von Benedikt XVI. ging nicht nur einfachen Gläubigen nahe, sondern sichtlich auch seinem Privatsekretär Georg Gänswein.

Foto: AP/Borgia

Der Titel "Seine Heiligkeit Benedikt XVI." bleibt ihm erhalten. Die weiße Soutane des Kirchenoberhaupts legt er aber heute, Donnerstag, ab, wenn er sich in die Sommerresidenz in Castel Gandolfo südöstlich von Rom zurückzieht. Dann wird Joseph Ratzinger der Welt nach seinen eigenen Worten "verborgen bleiben".

Am Mittwoch hatten über 150.000 Gläubige die letzte Gelegenheit genutzt, sich von ihm, der als erster Pontifex maximus seit dem Mittelalter freiwillig aus dem Amt scheidet, zu verabschieden.

Keine Rückkehr ins Privatleben

Bei strahlendem Sonnenschein ließ sich Benedikt XVI. in seinem Papamobil durch die Menge fahren und winkte den vielfach gerührten Gläubigen am Petersplatz zu. Zahlreiche Menschen schwenkten Fahnen und Spruchbänder mit der Aufschrift "Danke". Umliegende Straßen waren gesperrt, 600 Sicherheitsbeamte überwachten den letzten öffentlichen Auftritt des Kirchenoberhaupts.

Er kehre nicht ins Privatleben zurück, versicherte der Papst, der in Kürze seinen 86. Geburtstag feiert. "Ich verlasse nicht das Kreuz, sondern bleibe auf neue Weise bei Christus." Diese Formulierung war auch eine deutliche Antwort auf den Krakauer Erzbischof Stanislaw Dzwisz, der Johannes Paul II. zitiert hatte, dessen Privatsekretär er war: "Vom Kreuz steigt man nicht herab."

"Auch Gegenwind gespürt"

Benedikt XVI. rechtfertigte erneut seinen Rücktritt als Oberhaupt einer Milliarde Katholiken weltweit und dankte für "Respekt und Verständnis". Er habe den Schritt "im vollen Bewusstsein seiner Schwere und Neuheit" gesetzt, und er bekräftigte, dass dieser aus Altersgründen erfolgt sei.

Der Papst spielte auch auf die nicht wenigen Turbulenzen seiner achtjährigen Amtszeit an. Er habe "in unruhigen Zeiten auch Gegenwind gespürt". Er habe nicht nur Briefe von Staatsoberhäuptern und religiösen Führern erhalten, sondern auch zahlreiche Schreiben einfacher Gläubiger. " Ich danke euch für eure Zuneigung. Ich habe mich nie alleine gefühlt", sagte der Papst, der sich von den deutschsprachigen Gläubigen mit einem herzlichen "Vergelt's Gott" verabschiedete.

Tränen in den Augen

Zur letzten seiner 348 Generalaudienzen hatten sich zahlreiche Kardinäle eingefunden, unter ihnen Christoph Schönborn. Viele, nicht nur Ratzingers Privatsekretär Georg Gänswein, hatten Tränen in den Augen. Der französische Kardinal Jean Louis Tauran sagte, Benedikt XVI. sei der " Papst des Wesentlichen" gewesen, der "Glaube und Vernunft zusammengeführt" habe.

Heute, Donnerstag, wird sich der Papst persönlich von den Kardinälen verabschieden. Um 17 Uhr, wenn er mit dem Hubschrauber aus den vatikanischen Gärten abfliegt, werden in der Diözese Rom und in Castel Gandolfo, wo er 20 Minuten später eintrifft, alle Kirchenglocken läuten. Um 20 Uhr endet das Pontifikat: Joseph Ratzinger wird zum "emeritierten Papst", und die Sedisvakanz bis zur Wahl des Nachfolgers beginnt. Kardinal Tarcisio Bertone (78) übernimmt bis dahin die Leitung der katholischen Kirche.

Vorgezogenes Konklave

Die Gemächer des Papstes im Vatikan werden versiegelt, das Portal zum päpstlichen Palast in Castel Gandolfo wird geschlossen, die Schweizer Garde zieht ihre Wache ab. Das Konklave, bisher geplant für 15. März, dürfte vorgezogen werden, ein Datum wird erst nach dem offiziellen Ende des Pontifikats verkündet.

Ratzinger wird während des Konklaves in Castel Gandolfo bleiben. Im Mai zieht er dann mit Gänswein und seinen Haushälterinnen in seinen Alterssitz im ehemaligen Nonnenkloster Mater Ecclesiae im Vatikan. Der 86-jährige "Rentner" erhält künftig eine Pension von 2500 Euro im Monat. (Gerhard Mumelter, STANDARD, 28.2.2013)