"Bei jeder Wohnung gibt es eine Fläche, die nicht zum Wohnen benötigt wird: die Stellfläche für das Auto." Für Hermann Knoflacher, emeritierter Professor für Verkehrs- und Städteplanung an der TU Wien, liegt der Schlüssel für günstigeres Wohnen in der "Aufhebung eines teuflischen Gesetzes, der Reichsgaragenordnung", die das NS-Regime 1939 zur Förderung der Motorisierung erlassen hatte.

Direkte und indirekte Kosten

Autoverkehr belastet das Wohnen auf mehrfache Weise, betonte Knoflacher in seinem Einleitungsvortrag beim Wohnsymposium: direkt durch die Kosten für die in Neubauten vorgeschriebenen Parkplätze und indirekt durch die Belastung des Wohnumfelds durch Lärm und Abgase. "Ein schlechteres Außenumfeld führt zu einem höheren Platzbedarf in der Wohnung, denn eigentlich verbringen die Kinder lieber mehr Zeit draußen als drinnen."

"Mit Auto leichter abhauen"

Gewinner der Motorisierung seien jene Bewohner, die durch das Auto im Haus an Freiheit gewinnen; aber auch schlechte Architekten und Politiker. Denn "mit Auto kann man aus einer schlechten Gegend leicht abhauen", und die Politik erspare sich durch die Pendlerei das Lösen von Strukturproblemen vor Ort.

Durch schlechte Raumplanung "wird die Wohnung zum Verkehrstreiber", denn sie schaffe Wohnungspendler. Menschen zögen aus der Stadt, weil der Wohnwert dort dank weniger Autoverkehr höher sei, und belasteten mit ihrem Auto dafür die Allgemeinheit. "Und dieses absurde Problem wird von der Politik gefördert."

Knoflacher fordert eine strikte Trennung von Wohnen und Parken. Das würde auch die Schaffung gemischter Stadtviertel mit ausreichend Wohnungen und Jobs erleichtern. (ef, DER STANDARD, 27.2.2013)