Bild nicht mehr verfügbar.

Mario Stecher und Fischer, bald lässt sich sagen: ein Bild aus besseren Zeiten.

Foto: APA/ Gindl

Wäre es nur eine gezielte Provokation gewesen, etwa um einen Wechsel zu einer anderen Skifirma zu erleichtern und zu beschleunigen, hätte Mario Stecher mit seiner öffentlichen Kritik am führenden Ausrüster der Nordischen das bestmögliche Ergebnis erzielt. Wollte der impulsive Eisenerzer im Gefühl eigener Stärke die Verantwortlichen bei Fischer aber nur dazu bewegen, die Kombinierer und also auch ihn selbst künftig besser zu unterstützen, dann ist der Versuch desaströs gescheitert.

Vor Anheben des Rennens der Langläufer über 15 Kilometer Skating zahlte Fischers nordischer Sportdirektor Gerhard Urain via ORF mit gleicher Münze zurück, stellte sich also auf eine Stufe mit seinem steirischen Landsmann. Der 40-Jährige verkündete das Ende der Unterstützung für den Vizeweltmeister des Normalschanzenbewerbs. "Ich will nicht, dass der Name Stecher in Zukunft noch mit der Firma in Verbindung gebracht wird."

Urain "sehr enttäuscht von Mario"

Dass für den 35-Jährigen damit nicht automatisch auch die WM im Val di Fiemme zu Ende ist - am Donnerstag steigt noch der Großschanzenbewerb, am Samstag der Teamsprint -, sei nur Fischers hervorragenden Kontakten zum österreichischen Skiverband zu verdanken, führte der vor Zorn bebende Urain aus. "Wir haben viele Top-Athleten. Wir sind sehr enttäuscht von Mario. Ich bin sieben Jahre dabei, so etwas habe ich noch nie erlebt."

Urain hatte sich wohl vielen Fragen aus der Firmenzentrale in Ried im Innkreis zu stellen gehabt, nachdem Stecher, seit 2008 bei der Firma, die schon nach dem Gewinn von Silber am vergangenen Freitag in kleinem Kreis geäußerte Kritik öffentlich gemacht hatte. Fischer nehme die Kombination nicht ernst, das beste Material gehe an die Langläufer.

Besonders empört hat Urain, dass Stecher in seiner Anklage die Konkurrenz von Salomon lobend erwähnt hatte, weil diese den französischen Weltmeister Jason Lamy Chappuis stets mit den besten Ski versorge. Stechers Kritik war Urain am Freitag zu Ohren gekommen. Da schrieb sie der ehemalige Langläufer aber noch den im Athleten tobenden Wettkampf-Emotionen zu.

"Diese Konsequenzen habe ich erwartet, für mich war es trotzdem wichtig, das alles zu sagen. Ich wollte auch nicht, dass man auf unseren Serviceleuten herumhackt", sagte Stecher dem ORF-Radio. Er sei froh, mit dem bisherigen Material die WM beenden zu dürfen. Mit der Unterstützung durch Fischer, das rund 550 Nordische ausrüstet, verliert der Routinier, der im nächsten Jahr seine 22. Saison in Sotschi olympisch krönen will, vor allem kostenlose Ausrüstung, also etliche Paar Ski samt deren Wartung sowie Kleidung. Ein Fixum zahlt Fischer den Kombinierern schon lange nicht mehr, wohl aber Prämien. Für WM-Silber dürfte Stecher 2000 bis 3000 Euro kassieren.

Kaufen ist erlaubt

Da er nicht zum ersten Mal mit seinem Material haderte - bisher beschränkte sich das etwa auf das Wegwerfen der Ski im Ziel -, dürfte den wenigen noch nordisch aktiven Skifirmen nicht entgangen sein. Freilich kann sich Stecher Langlauf- und Sprungski kaufen. Auch den Start mit Fischer-Latten kann ihm niemand verbieten.

Am Freitag feierte die Marke in der Loipe übrigens einen Dreifachsieg und brachte acht ihrer Athleten unter die besten zehn. Der norwegische Superstar Petter Northug holte sich 11,8 Sekunden vor dem Schweden Johan Olsson und 22,3 vor seinem Landsmann Tord Asle Gjerdalen seine achte WM-Goldmedaille.

Dass das Abschneiden auch an der Form des Athleten hängt, zeigte der 25-jährige Niederösterreicher Johannes Dürr, der als 43. auf Fischer mehr als drei Minuten auf Northug verlor. "Es war eine Qual von Anfang bis zum Ende", sagte der beste Österreicher.

Am Donnerstag geht in Lago di Tesero die erste österreichische Damenstaffel seit der WM 1989 in Lahti (Rang zehn) an den Start. Katarina Smutna (Fischer) beginnt, Teresa Stadlober (Atomic), Veronika Mayerhofer (Fischer) und Kerstin Muschet (Atomic) folgen. (Sigi Lützow aus Lago di Tesero, DER STANDARD, 28.2.2013)