Foto: : Agnes Prammer
Foto: : Agnes Prammer

Mit einer improvisierten Dunkelkammer im Kofferraum ihres Autos ist die Wiener Fotografin Agnes Prammer durch die USA gereist, in den Straßen Wiens war sie zuletzt mit einem alten Kinderwagen als mobilem Fotolabor unterwegs - immer auf der Suche nach Fremden, die sich von ihr fotografieren lassen.

Das aufwändige Gepäck ist nötig, da die Bilder sofort nach deren Aufnahme entwickelt werden müssen. Prammer verwendet das " Kollodium-Nassplatten-Verfahren", eine Fotografietechnik aus dem 19. Jahrhundert. Hier sind Belichtungszeiten von bis zu einigen Minuten möglich, und das verlangt den Modellen ungewohntes Stillstehen ab. Das Ergebnis sind Fotografien auf Metall- oder Glasplatten, fragile Unikate, die wie aus einer anderen Zeit wirken.

Prammer demaskiert das Individuum in der digitalen Gesellschaft. Zu einigen der Porträts hat Prammer Texte ergänzt und in Künstlerbüchern zu Themen wie Rituale, Außenseiter oder Sexualität kombiniert. Kürzlich wurde sie dafür mit dem New Yorker Printed Matter Award ausgezeichnet.

Im Rahmen der Ausstellung Hl. Leopold - Mensch, Politiker, Landespatron, die am Wochenende im Landesmuseum Niederösterreich eröffnet wurde, nähert sich Prammer neben anderen zeitgenössischen Künstlern dem Thema der Heiligendarstellung an. Ihr moderner Flügelaltar, bestehend aus 36 Ferrotypien, behandelt die jahrhundertelange Willkürlichkeit bei der Auswahl von Heiligenbildern. (ewe, DER STANDARD, 27.2.2013)