Wien - Es gibt sie noch, jene Konstellationen in der umtriebigen Klassikwelt, bei denen einmal nicht Äußerlichkeiten oder Verkaufszahlen im Vordergrund stehen. Konzerte, bei denen allein das Musizieren für dieses eine Ereignis im Vordergrund steht, sind freilich seltene Glücksfälle.

Ein solcher war der Montagabend im Musikverein, wo der Geiger Leonidas Kavakos und der Pianist Emanuel Ax für drei Beethoven-Sonaten zusammentrafen und selbst im großen Saal hochkonzentriert und absolut unprätentiös schlicht und einfach Kammermusik machten.

Luxuriöse Zurücknahme

"Für Klavier und Violine" - in dieser Reihenfolge! - hat sie Beethoven geschrieben; und Kavakos übte dort, wo die Geige tatsächlich begleitet, luxuriöse Zurücknahme, um doch noch der nebensächlichsten Begleitfigur unaufdringliches Profil zu verleihen.

Während des ganzen Abends gaben beide Musiker buchstäblich jeder Note Sinn und Gehalt, riskierten auch zuweilen etwas von der letzten Sicherheit im Zusammenspiel zugunsten von Unmittelbarkeit und Frische. So war es vor allem bei den Sonaten in D-Dur op. 12/1 und G-Dur op. 30/3, bevor sie mit nochmals neu geschöpfter Energie dem Höhepunkt des Werkzyklus und Gipfel des Repertoires zusteuerten.

Ruppig und markant, innig und verhalten, dabei stets spontan aufeinander reagierend, gestalteten sie die große A-Dur-Sonate op. 47 (Kreutzer-Sonate), um sich dann nochmals ganz zurückzunehmen: für eine Schumann-Zugabe, welche die beiden dem vor wenigen Tagen verstorbenen Wolfgang Sawallisch widmeten. (Daniel Ender, DER STANDARD, 27.2.2013)