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Die Kalziumeinnahme ab 1.000 Milligramm am Tag ist laut einer US-amerikanischen Langzeitstudie bei Männern mit einem um 20 Prozent höheren Sterberisiko an kardiovaskulären Erkrankungen verbunden.

Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Das Mineral Kalzium, das täglich mit der Nahrung aufgenommen wird, ist wesentlich für die Knochengesundheit. Zusammen mit Vitamin D stellt es die Basistherapie bei Osteoporose, dem Knochenschwund, dar. Das positive Image des Mineralstoffs lässt viele Menschen zusätzlich Kalzium einnehmen.

Seit Längerem schon gibt es Hinweise darauf, dass die zusätzliche Einnahme von Kalzium als Nahrungsergänzung zu mehr Herzinfarkten, Schlaganfällen und Todesfällen führen kann. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) anlässlich aktueller Studien hin. Sie rät dazu, Kalzium besser nur mit der Nahrung aufzunehmen und nicht ergänzend zuzuführen.

Hälfte der Bevölkerung in den USA führt Kalzium zu

Das Mineral Kalzium macht etwa 1,5 Prozent der Körpermasse im menschlichen Organismus aus, ist essentiell für die Festigkeit von Knochen und Zähnen, aber auch wichtig für die "Signal-Weiterleitung" innerhalb der Zellen. Kalzium ist insbesondere in Milch und Milchprodukten, Gemüse wie Brokkoli, Grünkohl, Fenchel oder Lauch, in Mineralwässern aber auch in normalem Trinkwasser enthalten, insbesondere wenn keine Kalkfilter in den Leitungen eingebaut sind.

Obwohl von einer ausreichenden Versorgung über die Nahrung ausgegangen werden kann, nehmen viele Menschen zusätzlich Kalzium zu sich. Eine Erhebung aus dem vergangenen Jahr ergab, dass etwa die Hälfte der US-amerikanischen Bevölkerung Kalzium als Tabletten oder Brause zuführt.

"Eine zusätzliche Einnahme von Kalziumsupplementen zur Vorbeugung einer Osteoporose ist jedoch nur dann empfehlenswert, wenn eine ausreichende Kalziumaufnahme über die Nahrung nicht gewährleistet ist, wie es gerade bei älteren Menschen oft der Fall ist", erläutert Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum. 

Besorgnis erregende Ergebnisse

Eine Auswertung der Daten von etwa 380.000 Männern und Frauen aus einer Studienpopulation des National Institutes of Health (NIH) der USA über einen Zeitraum von zwölf Jahren zeigte nun Besorgnis erregende Ergebnisse.

Die Kalziumeinnahme ab 1.000 mg/Tag war bei Männern mit einem um 20 Prozent höheren Sterberisiko an kardiovaskulären Erkrankungen verbunden. Bei Frauen hingegen wurde hier kein Anstieg beobachtet.

Nicht berücksichtigt wurden allerdings in dieser großen Analyse andere Faktoren wie beispielsweise zusätzlich eingenommenes Vitamin D. Es bleibe somit offen, ob es einen Geschlechtsunterschied wirklich gebe, so der Experte aus Bochum.

Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko

Eine weitere aktuelle prospektive schwedische Kohortenstudie, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, untersuchte bei über 60.000 Frauen ebenfalls den Zusammenhang von Kalziumeinnahme und Sterblichkeit.

Eine hohe tägliche Kalziumaufnahme von mehr als 1.400 mg war mit mehr Todesfällen infolge von Herzinfarkten verbunden, nicht aber mit mehr Todesfällen durch Schlaganfall. Bei niedrigeren Mengen von 600 bis 1.000 mg/Tag wurde keine erhöhte Sterblichkeit gefunden.

Helmut Schatz bilanziert: "Beide Studien zeigen, dass es bei einer Kalziumsupplementierung ab 1.000 mg aufwärts pro Tag zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko kommt. Das gilt – solange wir keine weiteren Studien haben – gleichermaßen für Männer und Frauen." Kalzium sollte man also nicht zusätzlich zu sich nehmen, sondern besser nur mit der Nahrung, rät der Endokrinologe aus Bochum. (red, derStandard.at, 26.2.2013)