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Einer von 240.000 Spielautomaten in Deutschland. Setzt sich Philipp Rösler durch, wird die Zahl der Automaten sinken.

Foto: ap

Berlin - Eigentlich ist Paul Gauselmann bei der FDP ein gern gesehener Gast. Der Chef des größten deutschen Glücksspielkonzerns (Gauselmann Gruppe) hat den deutschen Liberalen in den vergangenen Jahren viel Geld durch Spenden zukommen lassen.

Nun aber ist das Verhältnis schlagartig erkaltet. Denn der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat eine überraschende Kehrtwende aufs politische Parkett gelegt. Er will Spielautomaten in Gaststätten massiv reduzieren und auch in Spielhallen der Geldmacherei durch die Automatenbranche einen Riegel vorschieben.

240.000 Spielautomaten stehen derzeit in Deutschland, 70.000 davon in Gaststätten. Eine Verordnung Röslers sieht nun vor, dass pro Lokal nur noch ein Automat aufgestellt werden darf. 35.000 davon müssten abgebaut werden.

Vor jenen Automaten, die bestehen bleiben dürfen, will Rösler einige Hürden errichten: Die Geräte müssen künftig so hergestellt werden, dass sie nur mit einer Spielkarte betrieben werden können. So können Spieler nicht mehr gleichzeitig an mehreren Geräten ihr (Un)Glück versuchen. Nach drei Stunden müssen die Geräter zudem an einem Spiel unterbrochen werden, der Spielstand wird auf null gestellt. Auch wird die Zulassung für Typen von Glücksspielen auf ein Jahr beschränkt, die Aufstelldauer auf vier Jahre. Automatenbetreiber müssen Daten in Zukunft besser aufzeichnen, so will Rösler Geldwäsche bekämpfen.

Kampf gegen Geldwäsche

Automatenhersteller und FDP-Förderer Gauselmann spricht von einer " Katastrophe" und einem "Kahlschlag" für seine Branche. Im Wirtschaftsministerium hingegen nennt man den Entwurf "ausgewogen" und verweist auf eine Untersuchung des Hauses. Dieser zufolge hat sich der Anteil von 18- bis 20-jährigen Männern am Glücksspiel auf 19,5 Prozent gesteigert - eine Verdreifachung seit 2007. Bei Frauen stieg der Anteil auf 5,5 Prozent und verdoppelte sich. Röslers Parteikollege, Gesundheitsminister Daniel Bahr, ist mit dem Entwurf ebenfalls einverstanden: "Die neue Spielerverordnung ist ein vernünftiger Weg, um Spielsucht einzudämmen." (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 26.2.2013)