Im Test: Das Onda V972 (links), sowie das Ainol Novo9 Spark (rechts, zur Verfügung gestellt von CECT-Shop).

Foto: derStandard.at/Pichler

Vergleich: Anschlüsse und Hardware-Tasten.

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Beide Tablets sind beinahe gleich dick, aufgrund des dickeren äußeren Randes wirkt das Gerät von Ainol jedoch wuchtiger.

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Der 4K Videoplayer ist minimalistisch gehalten, beherrscht aber das, was er soll.

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Beide Tablets dürften das gleiche Bildschirmpanel, aber unterschiedliche Touch-Sensoren einsetzen. An der Anzeigequalität gibt es nichts auszusetzen.

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In der Nahansicht: Warum sich viele Pixel lohnen. Mit freiem Auge können sie nicht mehr identifiziert werden.

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In Sachen Kameraqualität ist das Onda V972 dem...

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...Ainol-Tablet überlegen.

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Unnötig: Onda klont die Optik der iOS-Einstellungsapp. Bei Ainol kommt die Standard-Androidsoftware im "Holo"-Look zum Einsatz.

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Manche Apps im Play Store sind wegen angeblich mangelnder Kompatibilität nicht abrufbar, funktionieren aber nach manueller Installation. Bei Google Earth ist es umgekehrt: Der Download von Play klappt problemlos, doch der virtuelle Globus lässt sich aufgrund heftigen Ruckelns und Grafikfehlern nicht erforschen.

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Die frontseitige Kamera bietet zwei Megapixel, liefert derzeit aber noch keine Wunderwerke (im Bild: fotorealistisches Selbstporträt des Autors).

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Im Epic Citadel-Benchmark geben sich beide Tablets keine Blöße.

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Die Entwicklung eigenständiger Hardwareplattformen in China schreitet weiter voran. So stehen stehen beispielsweise die Chips von MediaTek bei Herstellern in Schwellenländern hoch im Kurs, ermöglichen sie doch den Bau ordentlicher Einsteiger-Smartphones zu günstigen Preisen, künftige SoC sollen bis ins Highend-Segment vorstoßen.

China rüstet nach

Bei den Tablets konkurrieren verschiedene Entwicklungen der Firmen Boxchip, Rockchip und AllWinner um die Gunst der Hersteller. Letzteres Unternehmen hat mit dem A31 vorgelegt. Er verspricht Pads mit ordentlicher Performance gepaart mit hoher Auflösung für rund 200 Euro. Anfang des Jahres kamen erste Geräte auf Basis dieses Chipsatzes auf den Markt, der WebStandard hat sich zwei davon näher angesehen: Das Onda V972 und das Ainol Novo9 Spark, welches uns vom CECT Shop zur Verfügung gestellt wurde.

Der A31-Chip liefert eine Quadcore-CPU auf ARM v7-Basis, die mit einem GHz getaktet ist. Ganze zwei GB sind als Arbeitsspeicher hineingepackt. Die Leistung soll in Kombination mit der achtkernigen PowerVR SGX544MP2-GPU für die flüssige Wiedergabe von UltraHD-Videos reichen. Der Onboardspeicher von 16 GB ist per microSD-Karte um bis zu 32 GB aufstockbar. Laut Forenberichten sollen sogar 64 GB SDXC-Karten verwendet werden können, für diese gibt es aber keine offizielle Unterstützung.

iPad-Auflösung

Gepunktet werden soll nicht nur mit Performance, sondern auch mit hoher Auflösung. Beide Tablets warten mit einem 9,7 Zoll großen IPS-Display auf, das mit 2.048 x 1.536 Pixeln auflöst – was exakt den Spezifikationen des iPads der dritten und vierten Generation und damit Apples unverbindlicher "Retina"-Definition entspricht. Genauso wie der Grafikchip, der PowerVR SGX544MP2 mit acht Kernen. Die Leistung soll in Summe genügen, um UltraHD-Videocontent flüssig wiederzugeben. Die Frontkameras liefern jeweils zwei Megapixel, jene auf der Rückseite fünf Megapixel. Blitz gibt es keinen.

Für den günstigen Preis wurde an an derer Stelle abgespeckt. Als Konnektivitätsoptionen stehen ein n-WLAN-Modul sowie ein microUSB-Port zur Verfügung. 3G gibt es, ebensowenig wie Bluetooth oder GPS, nicht in integrierter Form - lässt sich aber über den Anschluss eines USB-Modems realisieren. Immerhin können via microHDMI-Ausgang Inhalte schnell auf dem TV und anderen Monitoren angezeigt werden.

Zwillinge

Optisch sind beide Geräte auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden. Auch starke Ähnlichkeiten zum iPad lassen sich nicht leugnen. Das Onda-Tab misst 242 x 186 x 8 Millimeter, erscheint aber aufgrund des dünnen äußeren Teil des Rands (vier Millimeter) schlanker zu sein, als das Ainol-Tablet, das in Sachen Länge und Breite wegen des kleineren Rahmens um das Display etwas kompakter ist (240 x 180 x 8 Millimeter).

Die Frontseite besteht aus verglastem Plastik, Seiten- und Rückfläche sind eine aus Aluminium bestehende Einheit. In Sachen Gewicht sind das Onda (656 Gramm) und das Ainol (648 Gramm) beinahe identisch. Verarbeitet sind beide Geräte gut, in Summe wirkt das Ainol-Tablet eine Spur wuchtiger und robuster.

Kleine, wichtige Unterschiede

Trotzdem gibt es erwähnenswerte Unterschiede: Onda ist bei der Konzeption des V972 sehr minimalistisch vorgegangen und hat auf einen eigenen Stromanschluss und Lautstärketasten verzichtet. Dadurch kann das Tablet nicht gleichzeitig geladen werden, während ein externes Gerät via OTG am USB-Port hängt. Der Soundpegel wird über zusätzliche Tasten in der Systemoberfläche geregelt, was sich in manchen Situationen als eher unpraktisch erweist. Das Spark hat einen Wippenschalter und AC-Port. Neben USB-Kabel und Ladegeräten ist bei beiden kein weiteres Zubehör enthalten.

Ebenfalls wichtig: Das Onda V972 verfügt über merkbar besseren W-LAN-Empfang als das Ainol-Gerät. Dies macht besonders in Räumen einen Unterschied, die etwas weiter weg sind vom jeweiligen Router. Inwiefern dies von Hardware, Bauweise oder Software abhängt, bleibt abzuwarten. Auch mit den aktuellsten Firmware-Releases von Mitte März hat sich an der Situation nichts geändert.

Frühreife Neulinge

Getestet wurden die zwei Tablets ausführlich mit Firmware von Anfang Februar. Jene des Spark wird mit Monatsersten datiert, die des Onda V972 trägt die Versionsnummer 1.32. Beide basieren auf Android 4.1.1, von den Herstellern wurden bereits Updates auf Android 4.2 zugesagt.

Direkt nach dem Release waren beide Geräte nur wenig alltagstauglich, die ersten ROMs hatten mit Performanceproblemem und Instabilitäten zu kämpfen. Das ist mittlerweile Geschichte, die verwendete Software lief auf beiden fast durchgehend stabil. Lediglich beim V972 macht der vorinstallierte Launcher nach wie vor Probleme, man kann sich jedoch mit der nachträglichen Installation eines Alternativprodukts wie dem Nova Launcher behelfen.

Die Benutzeroberflächen beider Geräte sind nur geringfügig angepasst. So verwendet das Spark eine andere Schriftart für Menüelemente. Onda hat dafür die Einstellungs-App – inklusive Icon – von Apple abgeschaut, was angesichts der brauchbaren Standardsoftware von Android ein eher entbehrliches "Feature" ist.

4K-tauglich

Neben verschiedener chinesischer Software, die sich deaktivieren, bzw. nach einem Root komplett entfernen lässt, bringen die Tablets einen eigenen "4K Videoplayer" mit, der gezielt für die A31-Plattform optimiert sein dürfte und auf anderen Geräten, auf denen er testweise installiert wurde, nicht funktioniert. Die meisten getesteten 4K-Videos ließen sich problemlos abspielen, mit manchen Formaten, etwa .mov, gibt es aber Probleme.

Der Player selbst ist sehr simpel gestaltet und bietet drei Betriebsmodi. Der "Cool Mode" ermöglicht den Start mehrerer Videos sowie HDMI-Ausgabe, die anderen beiden Modi sind für Normal- und Energiesparbetrieb konzpiert. Die Software und Kapazität für 4K zu haben ist prinzipiell nett, allerdings sind noch nicht viele Inhalte in dieser Auflösung im Umlauf.

Apps: Noch nicht alles läuft

Beide Tablets können auf den Play Store zugreifen. Jedoch wird eine Reihe von Anwendungen als "nicht kompatibel" gelistet – etwa Chrome – obwohl sie bei manueller Installation des Programmes laufen. Vereinzelte Programme lassen sich wiederum herunterladen, scheinen aber mit der Hardware noch nicht gut zusammenzuarbeiten. Ein solches Beispiel ist Google Earth, das enorm langsam reagiert und grafische Fehler produziert. Insgesamt laufen aber fast alle Apps.

Viel Potenzial

Benchmarkseitig beweist die Hardware Potenzial. Im Allround-Test Antutu erzielt man mit der vorinstallierten Firmware 11.000 bis 12.000 Zähler, was in etwa dem Niveau des Nexus 7 entspricht. Mit Custom ROMs, die für beide aber noch im Frühstadium sind, wurden schon Werte von über 14.000 erzielt.

Reale statt synthetische Werte produziert der Grafikbenchmark Epic Citadel auf Basis der mobilen Unreal Engine. Mit einem Schnitt von 44 bis 47 Bildern pro Sekunde liefern das Ainol Spark und das Onda V972 durchgehend flüssige Wiedergabe. Im Vellamo-Browsertest für HTML5-Performance werden derzeit etwas mehr als 1.000 Punkte erreicht, was auf dem Level des Galaxy Note-Phablets liegt.

Mit softwareseitigen Verbesserungen dürfte es definitiv noch Luft nach oben geben, zumal man im täglichen Betrieb zwischendurch immer noch mit kleineren und größeren Rucklern, speziell beim Browsen mit mehreren offenen Tabs, leben muss. Hier dürfte sich mit dem Fortschritt der offiziellen und alternativen ROMs noch einiges tun, sofern Chiphersteller und Tabletproduzenten ihre Quellen öffnen.

Gemoddete Firmwareversionen auf Basis der offiziellen Releases ("Super Nova" für das Onda V972 und "Feiyu Mod" für das Spark 9) gibt es bereits.

Schön aufgelöst

Eine absolute Freude ist das Display beider Geräte. Die Bildschirme glänzen mit schöner Farbwiedergabe und sehr guten Betrachtungswinkeln. Das Ainol-Tablet unterstützt fünf, das Onda-Pad zehn simultane Berührungen. Auch wenn die Konstruktion keine Fusion aus Glas und Sensorschicht ist, funktionieren alle Eingaben präzise, da der Abstand zwischen den beiden Schichten sehr gering gehalten ist.

Die hohe Auflösung macht mit optimierten Apps doppelt Sinn. Nicht nur, weil genügend Platz zur Verfügung steht, sondern weil die hohe Pixeldichte für die Schriftdarstellung von großem Vorteil ist. Insbesondere kleinere Fontgrößen profitieren davon, "Kleingedrucktes" lässt sich also besser lesen.

Google Play hinkt bei Tablet-Apps noch nach

Mehr Pixel liefert im Android-Bereich zur Zeit nur das von Google und Samsung gemeinsam produzierte Nexus 10. Apps, die noch keine native Unterstützung für Auflösungen dieser Größenordnung bieten, können via "Kompatibilitätszoom" trotzdem in der Vollansicht genutzt werden.

Zu den gelungeneren Programmen zählt etwa Google+. Das Angebot an besonders Tablet-freundlichen Apps ist trotz der beiden Nexus-Tablets aber immer noch relativ limitiert, wenngleich sich die Situation in den vergangenen Monaten schon deutlich gebessert hat.

Passable Akkulaufzeit

Mit 8.000 mAh (Onda V972) und 10.000 mAh (Ainol Spark) haben beide Tablets recht groß bemessene Akkus. Versprochen werden Laufzeiten von bis zu acht Stunden und mehr. Bei Durchschnittsgebrauch mit regelmäßigem Internetsurfen und App-Nutzung zwischendurch sind fünf bis sieben Stunden realistisch, wobei der "Funke" ein wenig länger durchhält. Auch hier könnten Nachbesserungen in der Firmware noch zu Steigerungen führen.

Mäßige Kameraqualität

Beide Tablets warten mit einer alternativen Kamera-App auf, die unter anderem Unterstützung für schnelle Serienaufnahmen und eine Reihe von Filtern bietet. Die Qualität der geschossenen Bilder ist aber mit Sicherheit noch verbesserungsbedürftig (die Aufnahmen sehen im Endeffekt aber deutlich besser aus, als ihre Voransicht) und selbst bei guten Lichtverhältnissen als unterdurchschnittlich einzustufen. Insbesondere beim Spark reagiert der Sensor zu stark auf einfallendes Licht und produziert schlichtweg zu viel Rauschen und zu wenig Detail. Auch hier besteht durchaus Hoffnung auf Besserung durch Treiber- und Software-Tweaks.

Onda-Tablet mit Audioproblemen

Zum Schluss sollte auch noch über die Audioausgabe- und Qualität etwas gesagt werden. Das Ainol Spark schlägt sich hier für ein Tablet durchschnittlich. Die Ausgabe über die beiden integrierten Lautsprecher ist von eher niedriger Qualität, der über die 3,5 Millimeter-Buchse transportierte Ton ist passabel.

Anders beim Onda: Die knappe Distanz zwischen beiden Speakern eliminieren den Stereo-Effekt weitestgehend. Selbst wenn die Lautstärke auf Maximum gestellt ist, kam aus dem Testgerät nur sehr leiser und verrauschter Ton. Unangenehme Geräusche stören auch den Musik-Konsum mit Kopfhörern. Zudem nimmt das integrierte Mikrofon nur sehr leise auf.

Mittlerweile hat Onda jedoch die Firmwareupdates 1.33 und 1.35 (letzteres zu März-Beginn) nachgereicht. Die Audioqualität wurde durch diese deutlich verbessert, die Soundausgabe ist nun von akzeptabler Qualität, der Ton aus den Lautsprechern aber immer recht leise.

Fazit

Sowohl das Ainol Spark als auch das Onda V972 hinterlassen einen etwas gemischten Eindruck. Sie gehören zu den ersten Geräten auf Basis eines brandneuen Chipsatzes. Wer Erfahrung mit chinesischer Hardware hat, der weiß, dass man sich als Käufer darauf einstellen muss, sich eine Weile mit Kinderkrankheiten und anderen Beta-Phänomenen herumschlagen zu müssen.

Die offizielle Firmware für beide Geräte hat in wenigen Wochen schon einige spürbare Fortschritte gemacht. Wenngleich sich die Tablets mittlerweile gut im Alltag verwenden lassen – von kleinen Hängern hie und da abgesehen – ist sie noch ein gutes Stück von einer "finalen" Fassung entfernt.

Das Potenzial zum Kraftpaket zum Schnäppchenpreis ist grundsätzlich gegeben, und wer beide Modelle in die engere Wahl nimmt (und ohne GPS und Bluetooth auskommt), sollte sich für das Produkt von Ainol entscheiden. Dieses liefert zwar aktuell die schlechtere Kameraperformance und akzeptiert nur fünf Toucheingaben zugleich, weist aber sonst die fortgeschrittenere Software auf. Als weiteren Vorteil bietet es einen eigenen Ladeanschluss sowie Tasten für die Lautstärkeregelung sowie die bessere Audioqualität.

Zukunftsmusik

Ihre Stärken ausspielen werden die zwei Tablets, sowie auch alle anderen Modell auf Basis des AllWinner A31 (etwa das Chuwi V99 Quad) erst in den kommenden Monaten, während die Software noch heranreift. Mit dem Clanga 097 (im Aussehen ident zum Onda V972) hat mittlerweile auch österreichisches Unternehmen, CMX, ein Tablet mit dieser Hardware in den Handel gebracht. Gleichzeitig ist in absehbarer Zeit mit konkurrenzierenden Plattformen von Rockchip (RK3188) und Co. zu rechnen.

Ab etwa 200 Euro sind das Onda V972 und das Ainol Spark in Weiß und Schwarz über Importhändler zu beziehen. CECT-Shop hat beide Tablets für 200 Euro bzw. 215 Euro im Angebot. (Georg Pichler, derStandard.at, 23.03.2013)

Hinweis: Eine neue Firmwareversion für das Ainol Novo 9 Spark ist seit 16. März im Umlauf. Es bringt Stabilitäts- und Performanceverbesserungen mit sich.