Paywall-Modell der NYT "nicht eins zu eins übertragbar", sagt Bronner.

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Wien - Oscar Bronner ist "guten Mutes". Guten Mutes, dass das Internet Qualitätsjournalismus finanzieren kann. Bisher ermöglichten die Einnahmen der Zeitung diese Qualität.

Bronner sagt das am Sonntag im Publikumsgespräch mit Peter Huemer (früher "Club 2", "Im Gespräch"). Das Stadttheater Walfischgasse hat geladen, kurz nach Bronners 70. Geburtstag im Jänner und bevor DER STANDARD in diesem Herbst seine ersten 25 Jahre feiert. Und bevor Maler Oscar Bronner im Herbst im Bank Austria Kunstforum erstmals seit der Zeitungsgründung wieder Bilder ausstellt.

Die Zukunft der Zeitung ist da abzufragen: Bronner ist nicht Medienmacher, um Papier zu bedrucken, sondern der Inhalte wegen. Er hofft, dass Zeitungen, praktisch weltweit unter wirtschaftlichem Druck, so lange Qualitätsjournalismus finanzieren, bis Onlinemedien das alleine können. Hauptgegner sei Google, der Suchmaschinenriese "saugt Werbung ab".

ORF profitierte von Paywall

Kommen Bezahlmodelle für Webinhalte, wie etwa bei der "New York Times"? Das Modell sei "nicht eins zu eins übertragbar", sagt Bronner: Nur wenige Zeitungen wirkten einem genügend großen Publikum so unverzichtbar, dass es auch im Internet bezahlt - ihm fallen da NYT, "Wall Street Journal" und "Financial Times" ein. Mit Bezahlinhalten würden Österreichs Zeitungen nur Userinnen und User zum ORF schicken, solange der gebührenfinanzierte Rundfunk Webinhalte frei anbiete.

Bronner ist übrigens "sehr an einem interessanten, unabhängigen ORF interessiert" - "das ist auch gut für Qualitätszeitungen".

Presseförderung dient laut Bronner dazu, Folgen der den Markt verzerrenden, ungehinderten Medienkonzentration zumindest zu mildern. Wo Kommunikationswissenschafter Hannes Haas nun in einem Gutachten für das Kanzleramt Qualitätsförderung verlangt, sei eine Reform aber offenbar auf nach der Wahl vertagt.

Kritik an Verlegern

In Österreich sieht Bronner heute Verleger, mit deren Methoden selbst der berüchtigte "Erpressungsjournalismus" Imre Békessys im Wien der 1920er-Jahre "nicht vergleichbar" sei. - "Und heute haben solche Verleger die Unterstützung der politischen Nomenklatura vom Bundeskanzler abwärts." (fid, DER STANDARD, 25.2.2013)