Paris/Bukarest - Die im Zentrum des europaweiten Pferdefleisch-Skandals stehende französische Firma Spanghero gibt den umstrittenen Handel mit Fleisch komplett auf. Das Unternehmen wird sich wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren, die Herstellung von Hackfleisch und Wurst sowie von Fertiggerichten, wie Spanghero am Freitagnachmittag erklärte. Mit den Arbeitnehmern verhandelt die Firma derzeit über mögliche Kurzarbeit.

Kurz zuvor hatte Frankreichs Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll der Firma den Handel mit Fleisch weiterhin untersagt. Er begründete dies in Paris damit, dass nach Vorliegen eines Untersuchungsberichts der Veterinär- und Lebensmittel-Kontrollbehörden "zusätzliche Ermittlungen" nötig seien.

Pferdefleisch als Rindfleisch verkauft

Die französischen Behörden hatten Spanghero vor rund einer Woche zu einem Hauptverantwortlichen im europaweiten Pferdefleisch-Skandal erklärt. Demnach hatte die Firma im südwestfranzösischen Castelnaudary aus Rumänien bezogenes, gefrorenes Pferdefleisch wissentlich als Rindfleisch an die französische Firma Comigel weiterverkauft. Diese wiederum fertigte aus dem Fleisch Fertiggerichte, die in zahlreiche Länder geliefert wurden, unter anderem nach Deutschland.

Wegen des Skandals wurde Spanghero die Betriebszulassung vorübergehend entzogen. Zu Wochenbeginn erhielt die Firma wieder die Zulassung für die Herstellung von Hackfleisch und Wurst sowie von Fertiggerichten, nicht aber für die Zwischenlagerung tiefgekühlter Ausgangsprodukte und damit zum Handel mit Fleisch. Dabei bleibt es nun.

Firmenleitung und Beschäftigte von Spanghero hatten der sozialistischen Regierung in Paris vorgeworfen, ohne wirkliche Beweise das Unternehmen verurteilt zu haben. "Wir haben gedacht, dass es Rindfleisch ist", versicherte Spanghero-Chef Barthélémy Aguerre. Wenn es "Mauschelei" gegeben habe, dann außerhalb von Spanghero. Das Unternehmen verteidigte sich mit dem Hinweis, einen Zahlencode auf den Rechnungen für das bemängelte Fleisch, der international für Pferdefleisch stehen soll, habe die Firma lediglich als eine Artikelnummer des Händlers verstanden.

Auf die Beschäftigten von Spanghero kommt nun womöglich Kurzarbeit zu. Dies sei Thema eines Treffens des Betriebsrates mit der Firmenführung gewesen, sagte ein Gewerkschaftsvertreter anschließend. Die Arbeit könne aber schnell wieder aufgenommen werden - wenn nur wieder Bestellungen eingingen.

Agrarminister Le Foll erklärte, ein in den Niederlanden ansässiger Zwischenhändler scheine in dem Skandal eine "zentrale Rolle" zu spielen. Er habe bei den niederländischen Behörden die Ermittlungsergebnisse angefragt. Das von Spanghero verkaufte Pferdefleisch war über einen niederländischen Zwischenhändler von Rumänien nach Frankreich gelangt. (APA, 22.2.2013)