Der Film "dark.reading" von Hina Berau und Judith Fischer: Eine schemenhafte Figur löst sich völlig im Dunkeln auf. 

Foto: Berau/Fischer

Innsbruck - Die Schauspielerin Chloë Sévigny studiert eine Rolle ein. Sie wiederholt immer wieder denselben Satz. Bernadette Corporation zeigt im Video Get Rid of Yourself, wie eine reale Person allmählich hinter einer fiktiven Identität verschwindet - und wie sich Personen bei Demos mit Tüchern und Kapuzen unkenntlich machen, damit die Zuschreibung einer Aktion nicht möglich ist.

Dass Künstler und Künstlerinnen fiktive Personen, Alter Egos oder Pseudonyme verwenden, um Begriffe wie Authentizität und Autorenschaft infrage zu stellen, ist eine gängige Strategie. Die Ausstellung With a Name Like Yours, You Might be Any Shape im Kunstpavillon in Innsbruck präsentiert dazu nun einen historischen und zeitgenössischen Überblick. Mario Garcia-Torres zeigt in Transparencies On The Non-Act, wie es aussieht, wenn eine (vorgetäuschte) Persönlichkeit nur mehr über ihr Handeln erfahrbar ist. 49 Dias projizieren einzelne Sätze, wie "Ist künstlerische Aktivität als Geste erkennbar?" an die Wand. Sie sind aus einem Pressetext einer fiktiven Ausstellung des ebenso fiktiven Künstlers Oscar Neuestern. Dieser war von Transparenz und Absenz fasziniert. Deshalb löst auch Garcia-Torres die Sätze allmählich ins Nichts auf.

In Hina Berau / Judith Fischers Film dark.reading löst sich wiederum eine schemenhafte Figur völlig im Dunkeln auf, sodass der eigene Blick von der Reflexion am Monitor abprallt. Obskur, aber auch faszinierend. Ebenso wie die Lebensgeschichte von Ursula Bogner. Eine vermeintliche Pionierin der elektronischen Musik, die vor einigen Jahren von Jan Jelinek entdeckt wurde. Mittlerweile sind neben frühen Aufnahmen auch Zeichnungen aufgetaucht. Original oder Fälschung? Hauptsache künstlerische Souveränität. (Tereza Kotyk, DER STANDARD, 23./24.2.2013)