Rom - Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI., der für Ende Februar angekündigt ist, könnte laut Medienberichten mit einem geheimen Schwulen-Netzwerk im Vatikan zu tun haben. Die italienische Zeitung La Repubblica schrieb, Kardinäle in dem Netzwerk seien wegen ihrer " sexuellen Orientierung" durch Laien erpressbar gewesen. Die Zeitung bezieht sich auf einen 300-seitigen Geheimbericht zur sogenannten Vatileaks-Affäre, den drei Kardinäle am 17. Dezember dem Papst vorlegten.

Einer von ihnen, Kardinal Julián Herranz aus Spanien, habe gegenüber Benedikt XVI. bereits am 9. Oktober das Wort "Homosexualität" geäußert. Vatikansprecher Federico Lombardi teilte mit, dass es derzeit weder " Dementis noch Kommentare noch Bestätigungen" gebe.

In der Vatileaks-Affäre waren geheime Dokumente des Papstes kopiert und aus dem Vatikan geschmuggelt worden. Sein Kammerdiener Paolo Gabriele wurde deswegen zu 18 Monaten Haft verurteilt und später von Benedikt XVI. begnadigt. Bis zu dessen Rücktritt ist mit weiteren Spekulationen über die Beweggründe des 85-Jährigen zu rechnen. Offiziell tritt Benedikt zurück, weil er sich dem Amt aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr gewachsen fühle.

Die Kardinäle hätten dem Pontifex mit ihren Informationen "ein genaues Bild des Schadens und der faulen Fische" im Vatikan gegeben, heißt es im Zeitungsbericht. Darin gehe es um "unsaubere Einflüsse" auf Kurienmitglieder und um ein übergreifendes, durch "sexuelle Ausrichtung" verbundenes Netz von Lobbyisten mit Finanzinteressen. Der Bericht sei explizit und schildere Verstöße gegen mehrere Gebote. Mit diesen Papieren auf dem Schreibtisch habe Benedikt eine Woche vor Weihnachten seinen Rücktritt beschlossen.

Pädophilie verharmlost

Indes hat der bekannte polnische Bischof Tadeusz Pieronek mit mutmaßlich verharmlosenden Aussagen über Kindesmissbrauch von katholischen Geistlichen Empörung ausgelöst. Auf das zu Ende gehende Pontifikat von Benedikt XVI. angesprochen, sagte der Ex-Generalsekretär der Bischofskonferenz einem TV-Sender, der Papst habe "mit viel wichtigeren Themen gerungen als der Pädophilie". Diese habe es immer gegeben und werde es immer geben, meint Pieronek: "Keine Macht hält den Menschen von dem ab, wozu ihn die Leidenschaften treiben." (APA)